No, i don’t wanna talk about it now…

1. September 2002

Das Reden, das Schreiben, ist eine zwiespältige Sache: Es kann Dinge festhalten und zerstören, kann Erinnerungen festschreiben und verfälschen. Nicht einfach: Schreiben oder nicht? Aber vielleicht doch. Ein bisschen.

Es ist eine bange Frage, ob das Wetter hält für diese Spätsommerparty unter den Sternen, aber es hält. Auch wenn die Gäste spärlicher sind als versprochen (oder grade deshalb?). Es wird spät und später, Gelsenplagen mehr oder weniger chemisch abgewehrt. Wie schön. Unser Geburtstagskind kippt irgendwann aus den schwankenden Latschen, das tut der allgemeinen Fröhlichkeit aber keinen Abbruch.

Der nächste Morgen graut, und nicht nur der Sufi pflegt seinen dicken Kopf in der Hängematte; auch ich verzichte ob des mindestens doppelten Umfangs meines Kopfes auf inspirierende Höhenflüge.

Aber auch der Samstag vergeht, räumend, haubenlokalbesuchend, tratschend; wird besser: Viel besser. Da dachte ich tagsüber, ich könnte gut darauf verzichten, jetzt noch zu “arbeiten”: Auf eine Bühne zu gehen. Aber dann. Gewinnt die Weite doch. Unter einer Dämmerung fahren wir dahin, die die Donau zur myteriengeborenen Schlange macht, Abendstern und Halbmond grüßen, aus der halben Dunkelheit wispern fremde Leben. Und.

Angekommen in der Verlassenheit wächst eine vielleicht schwer nachvollziehbare Lust, jetzt hier zu sein, zu bleiben und zu tun. Die Sitar singt den Abend ein und ich weiß: nicht für das Publikum. Nicht für Geld. Nicht für etwaigen zukünftigen Ruhm. Bin ich jetzt. Hier. Sondern für den Moment. Nichts weiter.

Angekommen in der Verlassenheit wächst eine vielleicht schwer nachvollziehbare Lust, jetzt hier zu sein, zu bleiben und zu tun. Die Sitar singt den Abend ein und ich weiß: nicht für das Publikum. Nicht für Geld. Nicht für etwaigen zukünftigen Ruhm. Bin ich jetzt. Hier. Sondern für den Moment. Nichts weiter.

So sehr schwingt die D.-Band auf einer gemeinsamen Ebene, dass es ein Schweben ist, vielleicht, wahrscheinlich, der beste Bühnenauftritt überhaupt bis jetzt. Und das bis kurz vor eins.

Draußen hat es zu regnen begonnen, das hat keiner erwartet. Der Heimweg eine Sinfonie asphaltgespiegelter Lichter. Und ein Heimweg ist es, der Weg in die Villa, still und frei.

Dafür der Sonntag wieder: Strahlend. Die letzten Tage haben Substanz gekostet, ganz deutlich. Still, Träumerisch, Sonnenstrahlen auftankend: Ja, jetzt sitzt es sich wieder lange und gut in der Sonne, mit einem Buch, das ist nicht mehr zu heiß, der Wind kühlt & der Schatten verlangt nach langen Hosen. Der Sommer bald vorbei. Wie schade! Sonne im Nacken und das Gefühl ganz dringend viel, ganz viel davon tanken zu müssen. Für den langen Winter. Der bald kommt.

Dann doch noch einmal in die Luft.

Heimwärts, abendrotgetrieben, staugebremst & wildwochengefüttert. Dann noch die Platte. Du musst entschuldigen, sage ich zu einem, der nicht gerne Balladen hört, ich liebe diese Platte, aber allein kann ich sie nicht hören. Das bringt mich um. Aber mit dieser Stimme sonntagabends langsam die Westeinfahrt reinzukommen, das ist doch was besondres? Oder? Oder nicht?

no, i don’t wanna talk about it now.

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