Nach Nordwesten

16. November 2021

Scotty meint, ich solle über St. Pölten nach Krems fahren, was mir sehr recht ist, weil dieser Franz-Josephs-Bahnhof doch irgendwie weit von allem liegt. Der Zug ist mittelvoll und es sieht ein bisschen aus, als würde der Umstieg in Frage stehen, weil der Railjet die entscheidenden 5 Minuten Verspätung hat, aber der Anschlusszug wartet. Er gondelt dann auch sympathisch behäbig durch die niederösterreichische Gegend.

Dann passiert etwas, das mir in meinen guten 40 Jahren Zugfahrerleben noch nie passiert ist: Ich komme um eine Viertelstunde früher an, als der Fahrplan vorausgesagt hat. Niemand außer mir scheint sich darüber zu wundern, ich schlage in Scotty nach, ob ich mich vielleicht verlesen habe, aber dort steht immer noch: Ankunft 9:55. Und doch steh ich schon um 9:40 am Zielbahnhof. Zusammen mit der Viertelstunde, die ich sicherheitshalber als Zeitpolster eingeplant habe, macht das eine halbe Stunde geschenkte Spaziergangszeit. Ganz sicher kein Grund, sich zu beschweren.

Krems ist die sympathischste Kleinstadt, die ich kenne, das liegt nicht nur daran, dass die Erinnerungen eng mit meiner Fallschirmspringerzeit verwoben sind. Die Fussgängerzone hat zwar auch einige der internationalen Ketten, die mein Lieblingssoziologe gerne verteufelt, die bleiben aber dezent und stören kaum zwischen den kleinen, regionalen und individuellen Geschäften.

Ich schlendere da durch und muss glatt aufpassen, dass ich nicht zu sehr in Urlaubsgefühlen versinke. Der Termin für anderswo spannend und interessant. Bis zum Zug nach Hause bleibt wieder etwas Zeit zum schlendern. Ich sehe die „Mittelkalt“-Jacke, die ich seit Jahren (Jahrzehnten?) suche, kaufe sie aber nicht. Sie passt etwas zu genau, ein warmer Pullover hätte darunter nicht Platz. Erst im Zug fällt mir ein, dass das ja gar nicht notwendig wäre, weil wenn ein zusätzlicher Pullover notwendig wäre, würde ich ja ohnehin die (vorhandene) „Ganzkalt“-Jacke anziehen. Dumm gelaufen. (Überlege sogar, dank Klimaticket samstags nochmals hinzufahren um sie zu kaufen, aber das wiederum lässt mein Zeitplan nicht zu.)

Der Heimweg auf der gewohnten Nordbahnstrecke. Ein buddhistischer Tempel, den ich noch nicht kenne, steht am Wegesrand, die Spittealau ist mittlerweile außen begrünt, und die Meldung „Achtung, Zugfahrt“ verwirrt nicht nur mich.

Mit der U4 von Spittelau bis Karlsplatz, dann mit dem Einser gegondelt. Die Strecke über St. Pölten ist vielleicht doch nicht so schlecht. So sehr mir dann auch nach Gemütlichkeit wäre, der Rest des Tages bleibt arbeitsam. Abends (endlich) die Shawlography vollendet.

Ich weiß wirklich nicht, was ich mir bei der Farbwahl gedacht habe, außer, dass mir die Farben gefallen. Dummerweise passen sie nämlich zu keinem meiner Winter-Outfits.

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