Duschen mit Musik

15. Dezember 2023

Es ist der Tag danach. Also nach dem letzten größeren Projekt-Abschluss für dieses Jahr. Nicht, dass ich nichts mehr zu tun hätte, aber es ist der erste Tag seit langem, an dem mich nicht eine Liste von „hätte schon vorgestern erledigt sein sollen“-ToDos weckt. Beim Morgenkaffee ein sinnender Blick auf den Stapel an Dingen, die ich unter „Wenn Zeit ist“ abgelegt habe, innerlich und äußerlich. Äußerlich sind es vor allem Zeitschriften und zu Archivierendes, innerlich meistens vernachlässigte private Kommunikationen. Nichts davon lockt an diesem Morgen, stattdessen lockt mich das Badezimmer. Eine ausführliche Wellness-Dusche anstatt „möglichst schnell präsentabel sauber“ scheint mir ein guter Plan, um die halbwegse Winterruhe einzuläuten, oder besser einzuseifen. Mit Bluetooth Speaker bewaffnet begebe ich mich ins Bad und versehe mich mit wohlriechenden, haut-und haarpflegenden während- und nach-dusch Produkten, bevor ich das Wasser aufdrehe. Die vorgeschlagene Playlist startet mit energetisch wertvollen Rolling Stones, das passt gut.

Eine halbe Stunde später weiß ich wieder, warum ich Musik sonst nicht vom Fon abspiele. Zwei Anrufe (nicht angenommen) und die Benachrichtigungen von fünf Chatnachrichten und drei Priority-Emails haben meinen Musikgenuss doch stark eingeschränkt. Das ist jetzt kein „ich bin so begehrt“-Humblebrag, sondern ein Wundern über die seltsamen Wege des digitalen Universums, denn über den Rest des Tages verteilt kam: Kein weiterer Anruf, nur zwei weitere Chatnachrichten und keine weitere Priority-Email. Es ist also, als hätten sich die digitalen Wellen abgestimmt, um justament den Musikgenuss meiner halben Stunde Badewellness zu unterbrechen.

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