21. Mai 2021

Abenteuer im Großstadtdschungel

Beginne den Tag mit einem Spiegelei, das mache ich sonst nur Sonntags. Danach ganz gut in die Arbeit gefunden, wobei ich mir erlaube, den kommunikativen Teil aufzuschieben.

Nachmittags eine Schulfreundin getroffen, wollten wir schon länger mal wieder, mal hat es da nicht gepasst, mal dort nicht. Diesmal passt alles, es plaudert sich entspannt und vielfältig, vom gut besuchten Karlsplatz durch die Prinz-Eugen-Straße und dann eine Runde durch den botanischen Garten. Wir setzen uns noch auf ein Bankerl und übersehen dabei ganz die Sperrstund. Wer würde denn auch denken, dass die den Garten um 18 Uhr knallhart zusperren, wenn es noch viel länger hell ist? Wir eilen von Tor zu Tor und erörtern dabei Alternativen; über die Mauer klettern? Die Polizei anrufen?

Am unteren Ausgang findet sich zum Glück ein Wachmensch, der uns das Tor aufsperrt und gleich scherzhaft zu flirten beginnt. Ein orthodoxer Christ aus Damaskus, der nicht verabsäumt, auf seine blauen Augen hinzuweisen.

Später denke ich darüber nach, was wir alles nicht voneinander wussten. Es ist so normal geworden, über die Leben anderer Menschen Bescheid zu wissen, sei es über Facebook, Whatsapp oder auch über Email, in groben Zügen zumindest: x ist dorthin gereist, y hat einen neuen Job, z ist umgezogen. Die Jahre vor dem Internet schon fast vergessen, als man noch aktiv anrufen musste, um etwas über das Leben der anderen zu erfahren.

Auch über das Fotografieren denke ich nach, die Freundin hat den Wachmenschen abgelichtet – ich selbst komme schon lange nicht mehr auf die Idee, Menschen abseits des Beruflichen zu fotografieren. Habe wohl zu viele Diskussionen darüber geführt, wer aller nicht veröffentlicht werden will. Dabei heißt ja fotografieren noch lange nicht veröffentlichen, und ich hatte mir schon angewöhnt, vor dem Veröffentlichen noch einmal extra zu fragen, lange bevor das gängige Praxis wurde.

Mit dem Umweg insgesamt 15000 Schritte. Auf dem Heimweg noch ein leichtes Abendessen eingekauft, zu Hause dann auch keine Lust mehr, die für heute noch geplanten Tasks abzuhaken, drei Tage Wochenende bieten reichlich Raum zur Arbeit. Zudem Kommunikation auf mehreren Kanälen, angenehm nebenbei aber insgesamt doch zu präsent, um daneben noch zu arbeiten. Stricken geht.

Im Briefkasten als freudige Überraschung die neuen Manuskripte, ich beginne wie üblich mit einem Zufallsaufschlag und freue mich auf mehr Literatur zum morgigen Frühstück.

Textfragment: Hannah Schraven

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