Urlaub im Norden

24. August 2020

Den Urlaub im Süden hatten sowohl ich als auch der Reisepartner durchaus genossen. Wir waren uns einig, dass der noch ein Weilchen so weitergehen hätte können. Aber der nördliche Ausgleich war ja schon gebucht.

Der Unterschied lag nicht nur im Erscheinungsbild der Gegend, sondern auch darin, dass nach der zweisamen Woche in Kärnten eine ganze Reihe willkommener Gäste geladen waren. Nicht alle kamen, aber dafür ein paar andere. Das Haus im Wald war groß genug. Bei der Anreise hatte sich der Reisepartner nicht dreinreden lassen, und so gondelten wir diesmal mit vollgestopftem Auto plus Anhänger dahin.

Die Gegend gab sich von Anfang an sehenswert.

Das Wetter blieb der Grundlinie dieses Sommers treu und wechselte zwischen brennheiß und Wolkenbruch. Was soll’s, man kann sich ja drinnen und draußen vergnügen. Eine Dach über der Terrasse oder zumindest eine Markise hätte das Vergnügen vielleicht noch ein bisschen gesteigert.

So oder so, das Gefühl war ein bisschen skandinavisch, ein bisschen weit von der Welt, und hätte durchaus Gelegenheit für lyrische Höhenflüge geboten, wäre denn Zeit dazu geblieben.

6 Uhr früh

Als ich, gleich am ersten Abend, meinen Kopf in ein Metalltrumm rammte, meinte der Reisepartner, ein bisschen Blut müsse vergossen werden, um vom Waldviertel akzeptiert zu werden. Habe ich doch schon, protestierte ich, und dachte an den Angelhaken in der Handfläche, an diverses Dahinschürfen bei less-than-perfect Fallschirmlandungen –  zum Beispiel damals. Aber das Waldviertel erinnert sich wohl nicht so gut wie ich. Es verpasste mir in dieser Woche noch ein blutiges Knie und einen irritierenden Quetsch-Zeh, aber das gehört wohl irgendwie zum Aktiv-Urlaub dazu.

Ansonsten: Ein bisschen weniger gestrickt als in Kärnten und kaum gelesen, immer hervorragend gegessen, nach langem wieder mit großem Vergnügen Brett- und Kartenspiele gespielt, nette Menschen, anstrengende Menschen, ein zweitägiges Kesselgulasch-Event, bei dem ich unter Beweis stellen durfte, dass ich ein ganz hervorragendes Lagerfeuer bauen kann, wunderbares Schwimmen im eisenhältigen und daher roten Edlesberger Teich, schon wieder nicht in irgendeinem Restaurant gewesen, dafür Österreichs kleinsten EU-zertifizierten Fleischerbetrieb besichtigt, Allesineinem-Geschäfte wie aus einer anderen Zeit, viele Kilometer durch Österreichs größten zusammenhängenden Wald (leider nur gefahren), ein Haucherl Lagerkoller, Regen, der in meinen Kaffee nieselt, dunkle Träume, zartes Ewachen, intensives Grillenkonzert, viel Gegend, kein Tag unter 14000 Schritte, eine Steinkappelle, wenig Eierschwammerln, und zweisame Vertrautheit inmitten von Seltsamkeiten.

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