Schnee, also

19. November 2018

Draußen am Gang vermischen sich Keksduft, vormittägliche Punsch-Schwaden und eine Idee von Altfrauenparfum zu kerzenlichtheischender Pseudo-Gemütlichkeit, so klebrig, dass ich am liebsten einmal mit Danchlor durchwischen würde. Vorher in der Straßenbahn hat es nach Waldboden und Champignons gerochen, mag ich auch nicht so. Bitte, im Wald meinetwegen, das verliert sich an der Frischluft. Aber mitten in der innerstädtischen Straßenbahn? Das können doch nur gefährliche Mutanten-Champignons sein.

Ich ziehe mir den Schal über Mund und Nase, halb gegen die Champignons, halb gegen die hustenden Mitfahrer, und wünsche mir fast, dass mir jemand etwas über das Vermummungsverbot erzählt. Ich hätte geantwortet.

Auf den letzten Metern nach hause missmutig nach einem Foto gesucht, ist ja kein richtiger Weblogeintrag so ganz ohne Foto, aber ich finde nichts, das sich festzuhalten lohnt, nur nass und grau und immer noch missmutig.

In der Bäckerei einen Krapfen gekauft, das mach ich sonst nie. Vielleicht haben die Mutanten-Champignons mich subtil gehirngewaschen, oder vielleicht will mein eigenes Hirn die Zeit bis zum Februar überspringen, das wär’s eigentlich eh, obwohl die Zeit doch sonst viel zu schnell vergeht. Aber ich will ja gar keine Zeit verlieren, nur das Winterwetter. Egal.

Jetzt an die Arbeit. Ich dreh den Computer auf, und aus einem vergessenen Browserfenster singt Bob Dylan für mich,

ziemlich sicher die beste Version von Tears of Rage, ever.

Bob Dylan übrigens, die neue Bootleg Series, More Blood more Tracks, die erste auf die ich auch verzichten könnte, da bin ich mir vielleicht zum ersten Mal mit einer Musikkritik aus der Presse einig (andererseits lese ich die aber auch nicht alle). Uninspiriert und abgenudelt klingen die Songs, dann bitte doch lieber das Original oder ein paar der großartigen Liveversionen aus den Jahren dazwischen.

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