Schlaf zweigeteilt, die zweite Hälfte tief und traumlos wie ein Zug in eine andere Dimension. Muss beim Aufwachen das Gefühl abschütteln, der einzige Mensch auf der Welt zu sein. Es ist noch kälter geworden. Draußen lungern Schneeflocken in der Luft herum.
Keine richtige Motivation zu irgendwas, ist recht, da kann man gleich das Lästige abarbeiten.
Nachmittags mit größtmöglicher Wetterverachtung zwischen die Flocken geworfen. Es sind diverse Dinge zu erledigen, und ich fluche innerlich wie ein Seebär beim Auf- und Absetzen der Maske im Clinch mit Brille und Hauberl. Danach einfach geradeaus weitergegangen, ein alter Traum ist das: So lange geradeaus weitergehen, bis man an einen Ort kommt, an dem sich das Bleiben lohnt. Der taucht heute nicht auf, nur ein plötzlicher Sehnsuchtsanfall beim Blick in eine winzige Pizzabude mit beschlagenen Scheiben. Sehnsucht nach einem Essen nicht zu Hause, nach Italien, nach irgendwo, nach ganz normalem Leben.
Warum ich mir nicht die schöneren, die malerischen Ecken von Wien aussuche für meine Fuß-Ausflüge, wurde ich kürzlich gefragt. Ganz einfach: Die sind gut besucht, und das ist nicht nur in Coronazeiten ein Nachteil: Man muss hier ausweichen, wird dort mit Gesprächsfetzen berieselt, das muss nicht sein. Die weniger schönen Ecken, die mit den unbeholfenen Graffitis und mit den schmucklosen Gebäuden, bieten mehr Raum. Und der Himmel ist überall gleich schön.
Als es geradeaus nicht mehr weitergeht, bin ich am Wienerberg und drehe eine Runde durch den dunkelnden Park. An einer Wand eine Stencilserie mit motivierenden Persönlichkeiten. (Auswahl mit Frauenblick getroffen)
Dann noch, im selben Stil, mein heutiger Favorit:
Der Schnee auf den Wegen ist eisrutschig zusammengetreten, deshalb mache ich nicht die ganz große Runde, die ich zuerst vorhatte, sondern gehe durch bereits bekannte Gefilde heim. Eine kryptische Botschaft bringt mich ins Grübeln: Geheimcode oder self-fulfilling Prophesy?
14100 Schritte, 10,6km.
Das Bier des Tages
„Feed your Head“, das Black Nitro IPA aus der spanischen Brauerei Cierzo Brewing (mein erstes spanisches IPA, glaube ich) trifft die Zunge mit dichter, aber milder Kohlensäure, als würde man ein Schaumhäubchen antrinken. Das dunkelrauchige Malz wirkt hier nicht ausgleichend oder abmildernd, sondern verbindet sich mit dem kräftigen, direkten Hopfen zu einem beglückend dunklen Bittergeschmack, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe. Etwas schokoladig. Beim Nachkosten schleichen sich zunehmend harmonische Zitrusnoten ein.
Zu trinken in einer Sommernacht vor dem offenen Fenster, im Loft des Geliebten, der schon schläft.
Dann koche ich Suppe, hätte eher Lust auf Anderes gehabt, aber das Suppenfleisch war fällig.
Abends wird der Solitude-Schal fertig. Hatte den drei Mal angefangen, jedesmal anders falsch berechnet, beim dritten mal auch nicht ganz richtig, aber egal. Wird trotzdem ein Lieblingsteil, dieses Wolle-Seide-Gemisch ist wunderbar warm ohne sich schwitzträchtig anzuschmiegen.
Bisschen unentschlossen, was ich jetzt anfangen will, eigentlich sollte ich dieses, würde aber lieber jenes, und wenn ich das dritte vorziehen würde, gäbe es es vielleicht etwas zu gewinnen. Ich schiebe die Entscheidung auf und widme mich dem Fädenvernähen bei anderen vernachlässigten Projekten.
corona cut? (ich bin auch kurz davor)
So isses! Es hat sich herausgestellt, dass der Eigenhaarschnitt mit Barttrimmer nicht so einfach ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. 🙂