Seltsamer Festivaltraum, Backstage, Keith Richards läuft mit einer Flasche Raki herum und verkündet, er geht nur auf die Bühne, wenn die Flasche leer ist. Natürlich trinken wir alle kräftig, wir wollen ihn ja spielen sehen. Wache auf und fühle mich verkatert. Das ist wohl mein erster Kater von geträumtem Schnaps. Mache mir also ein Katerfrühstück, Zwiebel-Tomaten-Eierspeis.
Danach zwei zähl-intensive Reihen gestrickt, um abends entspannter weiter stricken zu können. Einen zweifelnden Blick auf die Arbeit und einen zweiten auf das eigentlich recht akzeptable Wetter da draußen geworfen und stattdessen gleich weitergestrickt.
Später beim Datensortieren festgestellt, dass ich vor genau 20 Jahren meinen ersten Laptop gekauft habe. Davor (und daneben) waren es immer Desktops.
Gegen Abend hin doch Schritthunger, Lust auf dieses leere, saubere Gefühl zwischen Neubauten und Baustellen. Also wieder hinter den Bahnhof geschaut, und manchmal zeigt sich die Lage der Nation in einem einzigen Bild.
Ein paar Schritte weiter immer wieder neu fasziniert von Architektur und Licht.
Im großen Park des neuen Viertels ein Cafè, in dem es sich sommers gut frühstücken lassen wird, wenn es denn je… ach aber ja, es wird schon. Den letzten Teil sage ich laut, die kleine alte Dame mit dem Riesenhund, die gerade an mir vorbeigeht, schaut erst erschrocken und lächelt dann. Ich nehme mir vor, meine Selbstgespräche in Zukunft wieder nur mehr zu Hause zu führen.
Ich gehe über die Brücke, die letzten April noch in Bau war, architektonisch spielt’s hier Raumschiff Enterprise.
Drüben ist das Arsenal, alles plötzlich sehr finster und leer, weit und breit niemand, nur der eine oder andere komische Vogel. An einem Hauseingang dann doch ein Pärchen beim Beinahe-Küssen, als sie mich kommen sehen, huscht sie schnell ins Haus und er verschwindet um die Ecke.
12000 Schritte, 8,8km
„Eine kleine Kebab-Box mit Reis“ mit heimgenommen. Die Arbeit lasse ich weiterhin links liegen, warum nicht: Einmal wirklich richtig Sonntag.
Die Farben für den Slipstravaganza-Schal hatte ich sehr bewusst ausgesucht, frühlingshaft, fröhlich und bunt sollte er werden. Erstes Grün, Krokusse im Schnee, dazwischen noch unbeschwommenes Seewasser. Mittlerweile denke ich mir aber bei jedem Farbwechsel: Viel zu frisch und freundlich das alles, I want it darker. Mal sehen, vielleicht finde ich noch einen Touch von dunkler Kellergasse in meinen Wollvorräten, oder eine Anmutung von getrocknetem Blut.
Es ist nicht die Buntheit, es ist die geometrische Exaktheit die irritiert.
Es ist zu hell! 😈