Bachmannpreis 2011, (mehr oder weniger) livegebloggt 3

8. Juli 2011

Linus Reichlin
Text Autor

Ein Arzt in einer ungenannt bleibenden Kriegsgegend, Afghanistan hat man dennoch sofort im Kopf. Der Arzt schießt nach einer Explosion auf zwei Frauen – oder eben auch nicht. Sandalen. Gehirnerschütterung, oder schlimmeres. Es wird geraucht, es ist staubig, heiß, und abends windig. Zum ersten Mal in diesem Jahr will ich wirklich wissen, wie es weiter geht. Schöne kleine Ideen, die Sandalen, das Wort, die medizinische Selbstbeobachtung.

Winkels ist die Geschichte zu klein und zu psychisch, was irgendwie am Text vorbeigeht. (Muss leider telefonieren & verpasse einiges) Irgendjemand zieht den Vergleich mit Hemwingway. Frau Keller spricht viel passender von Don Quijote. Spinnen zieht Vergleiche mit selbst Erlebtem. Ich finde die Jurydiskussion etwas flach insgesamt.

Maja Haderlap
Text Autorin

Wald, Männer, Vater, Krieg. Schon die ersten Absätze so getragen altbacken, dass ich am liebsten abdrehen möchte. Kärntner Slowenenthematik, aber leider furchtbar betulich, beschaulich, gähn. Sogar die Mobbingszenen klingen irgendwie niedlich. Danach Holzhämmer wie Jagd, Lager, Tod neben Allgemeinplätzen wie trägen, fetten Kühen. Schade um das gute Thema.

Die Jury dagegen findet den Text gut, ja sogar makellos. Jandl erklärt die historische Ebene, die eh alle längst verstanden haben. Nur Frau Feßmann zeigt zumindest ein paar Schwächen auf. Handke wird ins Spiel gebracht, das grenzt an Blasphemie.

Julya Rabinowich
Text Autorin

Ein wilder, düsterbunter Text, der mit seiner Metaphorik streckenweise “gar nicht geht”, dann wieder Fahrt aufnimmt und einen mit dorthin reißt, wo man gar nie hinwill. Ein Geflecht von Geschichten, die krank, schweißig und blutig sind.

Die Jury findet den text schwierig, teils “zu schwierig” (darf sie das?) und rätselt, welcher Art die Beziehung jetzt wirklich ist. Etwaige interessante Gedanken werden von der neu-klagenfurter Zeitnot im Keim erstickt.

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