„2024“ klingt noch unvertraut

1. Januar 2024

Synästhesie begleitet mich mein Leben lang, aber schwach ausgeprägt. Ich merke sie nur, wenn ich entspannt und völlig stressfrei bin. Vor ein paar Tagen meldete sie sich wieder und zeigte mir damit, dass mein Leben wieder mehr Raum für Empfindungen hat. Es war ein Song, der plötzlich nach Ölhafen roch. Dann zeigte sich 2024 golden, wie ein sanft verwitterter Bilderrahmen. 2023 war ein verwaschenes Hellblau. 2025 winkt tannengrün am Horizont.

Gar nicht tannengrün, sondern trotz Nachmittagssonne winterlich grau zeigt sich die Gegend um den Wienerbergteich. Ich bin ein bisschen zu spät losgegangen, die Sonne geht bald unter, ich hoffe auf eine längere Dämmerung. Die Neujahrs-Sportler*innen haben ihre Vorsätze wohl schon früher am Tag erledigt, nur zwei Joggende begegnen mir. Eine, die läuft wie ein Profi, und trotz beachtlichen Tempos nicht einmal außer Atem gerät. Und einer, dessen Körper bei jedem Schritt in alle Richtungen schlackert, sodass man das Gefühl hat, zwischen Heben und Aufsetzen der Beine sehnt sich die Mitte nach einem entspannten Fall auf die Couch. Einmal taucht eine Geherin vor mir auf. Sie geht etwas langsamer als ich, dafür aber mit zackigen, ruckartigen Bewegungen, als müsste sie zeigen, dass es sich um einen Sport handelt und nicht um ein Spazierengehen. Sieht aus, als würde es wehtun.

Die Landschaft wirkt müde, die Rabenvögel knarren mehr, als dass sie krähen. Nur einmal lässt sich ein anderer Vogel hören, ein einzelnes, disharmonisches Zwitschern, als wäre der Urheber aus einem Traum hochgeschreckt.

Dann ist der See umrundet, erstaunlich unangestrengt in Anbetracht der Nicht-Bewegung der letzten Zeit. Sogar die letzten zwei kräftigen Steigungen erklimme ich ohne gröberes Schnauben, nur die Muskeln am Hintern melden sich verblüfft. Auf dem Weg bergab in Richtung Hexenhöhlchen wabert zwischen den Gemeindebauten eine süßliche Wolke. Es riecht nach verdammt gutem Stoff.

Heimgekehrt mit 13000 Schritten habe ich es mir redlich verdient, das…

Das Bier des Tages

Das Tiny Rebel Sleigh Puff, Untertitel „Triple Chocolate Nougat Marshmallow Porter“, riecht nach gesponnenem Zucker und Milchkakao. Auf der Zunge erstmal Marshmallow und Säure, bevor sich sanfte Schokoladenoten bilden. Ein bisschen sehr dezent für triple chocolate, auch der Hopfen dürfte gerne deutlich stärker sein. Für ein Porter enttäuschend mild auf allen Ebenen, auch wenn im Abgang eine schöne Nougatnote bleibt, doch auch die ist sehr sanft.

Zu trinken am Rande einer frisch beschneiten Rodelstrecke, wenn man etwas flüssiges Wohlwollen braucht für das Gekreische ringsherum.

Bier-Übersicht

Während die Kartoffeln vor sich hinkochen, um später roh bleibenden Lachs zu ergänzen, denke ich über Veränderungen nach. Verschiedenes wird sich im neuen Jahr ändern, ein bisschen nervig, dass noch unklar bleibt, wie sehr und wohin. Im Kleinen wird sich auch dieses Blog wieder einmal wandeln: Das tägliche Tagesprotokoll war eine Zeit lang wichtig und richtig für mich, dann wurde es seltener, und mittlerweile fehlt mir zunehmend die Möglichkeit, auch kleine Splitter unterzubringen – ein einzelnes Foto, ein Zitat, nur ein paar Sätze. Vielleicht einmal ein Strickstückerl, ein Bier des Tages, ein Gedanke ohne den ganzen Tag rundherum. Bloggen wie früher, sozusagen. Aber das derzeitige Layout ist einfach zu mächtig für Kleinigkeiten. Ich habe richtig Lust, mir wieder einmal selbst ein Theme zu basteln.

Dem intendierten Abendessen fehlt zur Vollendung Sauerrahm, der trotz ungewöhnlich vollen Kühlschranks einfach nicht da ist. Daher hebe ich den Lachs auf und versuche es mit eingelegtem Hering, aber da hat der Hersteller wohl das Rezept ins für mich unerfreuliche geändert. Die Butterkartofferln sind auch so fein.

Erst dann komme ich zu meiner Tarotsession für das neue Jahr. Die Karten wollen sich im Bezug auf das derzeitige Hauptthema nicht festlegen, tendieren aber generell zu mehr Sinnlichkeit. Interessant.

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