Weltschau

18. April 2022

Wache angewidert aus einem Traum auf, indem mir meine Großmutter eine Ewigkeit in der Hölle prophezeit, wenn ich mir nicht „alle vier Predigten“ anhöre; warum gleich vier und welche, bleibt unklar. Hat wohl mit Ostern und dem Papstsegen „Urbi und Orbi“ zu tun, der in der Kindheit live vor dem Fernseher knieend empfangen werden musste. Beim ersten Kaffee dann gleich auf Facebook über ähnlich religiös verwirrte Kommentare gestolpert, die nicht nur bei immerhin wahrlich bösartigen priesterlichen Deix-Figuren, sondern auch bei harmlosem Oster-Humor den Tod-Ernst des Osterfestes anmahnen müssen. Die Zahl derer, die glauben, wildfremde Menschen religiös maßregeln zu müssen, hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, dass darf man als aufgeklärter Mensch auch nicht so einfach hinnehmen.


Es mehren sich die Stimmen, dass Putin mit der Ukraine „nicht genug haben wird“ und er bald nach dem Baltikum und anderen ehemaligen Sowjetrepublik greifen möchte. Zum einen, wie sollte er das schaffen, wenn er sich schon mit der Ukraine so schwer tut? Zum anderen, wenn man schon diese Horrorvision hat, warum wird die Ukraine nicht deutlich massiver unterstützt, damit er sich noch schwerer tut? Bei vielen Artikeln hat man das Gefühl, dieser „Krieg in Europa“ sei halt nicht „wirklich“ Europa. Das Heldengetue rund um Selenskyj scheint auch zu kommunizieren „der schafft das schon“, während – wie in jedem Krieg – die ganze Bevölkerung mit Leid und Trauma und viel zu oft mit dem Leben bezahlt. Auf den ersten Blick scheint der Pazifismus hier an seine Grenzen zu stoßen, aber wäre nicht eine tatsächlich komplette wirtschaftliche Abschottung Russlands die effektivere Lösung? Zu unbequem für den Westen und wohl auch zu ungewohnt für Politiker, die gerne mit dem Säbel rasseln und mit ihrem längeren Panzerrohr angeben.


Es bleibt kalt. Meine Ausflugslust beschränkt sich auf einen Trip zur Tankstelle, um mehr Joghurt zu holen. Ansonsten weitgehend brav gearbeitet; ist ja schließlich auch nur ein Montag.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Voriger Beitrag

Kunst und krempeln

Nächster Beitrag

Blutrote Gedanken

Gehe zuNach oben