Eine Chance will ich der seltsamen Gegend noch geben, in die es mich verschlagen hat. Die Idee ist, erst einmal auf Waldwegen zum Autobahn-Supermarkt vorzustoßen und dann, mit köstlichen Vorräten beladen, den angeblich sehr schönen Strand in Kopparnäs zu beliegen. Dank gestriger früher Bettruhe bin ich früh unterwegs. Erst einmal ist der Weg sehr schön und zeigt seltsame Verkehrszeichen. Ob die Zimmermannskunst für die Katz oder für die Vögel ist, bleibt unklar.
Die Felder wirken ziemlich reif und eher trocken. Der Wetterbericht hatte auch vor Waldbrandgefahr gewarnt.
Als der kleine Waldweg aber die finnische Autobahn kreuzt (laut Karte), geht er auf der anderen Seite einfach nicht mehr weiter (in Wirklichkeit). Man bräuchte eine Machete, um hier wieder in den Wald zu kommen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als den Highway entlangzumarschieren, sind eh nur mehr 3 Kilometer. (Zurückgehen ist grundsätzlich keine Option, und bis der Bus kommt, bin ich schon längst angekommen, denke ich.)
Mit der Morgensonne im Gesicht ist mein eh schon von gestern aufgebranntes Gesicht nicht sonderlich glücklich. Stärkere Sonnencreme und ein Kapperl wird auf der inneren Einkaufsliste notiert. Erstere finde ich im Supermarkt, letzteres aber nicht. Ich grummle, versorge mich mit Wasser und Jause und nehme noch einen Kaffee mit idyllischem Ausblick, während hinter mir der Verkehr braust.
Dann fühle ich mich stark genug für die restlichen drei Kilometer bis zum Meer. Oder: Was ich für drei Kilometer hielt. 😀
Der erste Mehrzugang ist eine Klippe, der zweite von einer Baugrube versperrt, der dritte als „Privat, Zutritt verboten“ markiert. Juhu. Zum Glück finde ich einen kleinen Teich, in den ich mich werfen kann – meine Sohlen rauchen schon.
Nach zwei Schwimmrunden und etwas Herumliegerei mache ich mich nochmals auf die Suche nach dem Meer. Ich sehe es jenseits des Golfplatzes schimmern, aber viel näher komme ich nicht mehr dran.
Die Idee, am Meer entlang bis zum Naturschutzgebiet zu wandern, war wohl etwas blauäugig – Zäune allerorten. Warum ich die dennoch sehr sehr schöne Gegend nicht weiter fotografiert habe, bleibt unklar.
Ich hätte jetzt genug vom Wandern, und zufällig täte auch gerade ein Bus kommen. Der bleibt zwar stehen, doch auch dieser Fahrer weigert sich konsequent, irgendeine Fremdsprache zu sprechen. Als ich nach 3 Minuten erstaunlicherweise immer noch kein Finnisch spreche, wachelt er mich mit beiden Händen aus dem Bus. Juhu. Auch schon egal. Ich marschiere leicht grummelnd zurück zur Autobahn; von dort geht immerhin ein Bus zurück zum Quartier. Aber erst in einer Stunde. Ich gönne mir wieder eine Runde Fast Food und denke seufzend an die Köstlichkeiten, die ich von diesem Urlaub eigentlich erwartet hätte.
Im Quartier aber nette neue Gäste, ein ganz junges finnisches Pärchen mit entzückendem Mini-Hund auf dem Weg vom Metal-Festival in Kottka zum elterlichen Sommerhaus. Wir plaudern über Musik (beide stehen auf Death Metal), Fussball (er ist Barca-Fan), Vogelzählungen (sie ist Biologin) und Bier (er braut), und auch die Schwedinnen, die die gestrigen Deutschen weiträumig umlaufen haben, trauen sich wieder zum Grillplatz. Die Wildgänse machen weiterhin gemütlichen Lärm. Nach 21 Fusskilometern bin ich auch mit der frühen Nachtruhe einverstanden.