14. August 2022

Ans Meer!

Der Morgen im eigenartigen Quartier hat immerhin wunderschöne Ausblicke zu bieten. Die Wildgänse formieren sich bereits

Das Frühstück, das ich gestern bis hin zur Anzahl der Brotscheiben präzise vorbestellen musste, ist gut bis auf den Kaffee, der sehr schwach ist. Ich mache mich auf den Weg zum Bus, um nach Ingå zu fahren. davor aber noch einen richtigen Kaffee im Degerby Deli, das ein ganz entzückendes Greissler-Café mit leider Apothekenpreisen ist; das Mineralwasser kostet drei Euro pro halbem Liter. Ich sitze draußen, schreibe in mein Notizbuch und lasse das Dorfleben auf mich wirken, wobei nicht viel lebt außer vorbeiziehenden Autos. Kurz nach zehn kommt ein weiterer Gast und setzt sich mit einem Bier an den Nebentisch. Er fragt, was ich schreibe und woher ich komme und schaut dann traurig in die Ferne. Seine Frau, erzählt er nach einer Weile, die schreibt auch den ganzen Tag. Inwieweit das mit seinem traurigen Gesichtsausdruck zusammenhängt, hinterfrage ich nicht.

Dann ist es Zeit für den Bus, der 10 Minuten später fährt als der Fahrplan angibt. Aber immerhin: Er fährt! Es ist nicht weit nach Ingå, das ein weitläufiges Dorf mit großem Gästehafen ist. Hübsch! Wie geplant, mache ich zuerst eine Runde an den dort möglichen Quartieren vorbei, zwei sind voll, eines sieht nach abgetakelter Handwerkerabsteige aus. Na gut, dann ziehe ich nicht hierher.

Ich setze mich ans Wasser und genieße die Meernähe.

Dann ein Spaziergang. Das Freilichtmuseum ist leider nur von außen zu betrachten. Flohmarkt und hölzerne Transformatorhütte gehören nicht zum Museum, erfreuen mich aber optisch.

Spannend finde ich, dass der Schulneubau komplett mit einer temporären Halle umbaut ist. Gegen schlechtes Wetter vermutlich? Macht jedenfalls einen spacigen Eindruck.

Dann ist es Zeit für eine Jause. Ich gönne mir Chickenwings im Hafenrestaurant und schaue den Booten beim Ankommen und Ablegen zu, während die örtliche Fauna mir hoffnungsfroh aber vergeblich beim Essen zuschaut.

Die Überlegung, sich ein eigenes Bötchen oder Häuschen in der Gegend zuzulegen, scheint für den Moment recht schlüssig und vernünftig.

Auf dem Weg zu einer Konditorei, die man mir empfohlen hat, einen Waldweg entdeckt, der unbedingt begangen werden wollte. Er führt an einen Badestrand, und erst als ich dort ankomme, stelle ich verärgert fest, dass das Badezeugs in der Früh nicht von alleine in den Rucksack gehüpft ist. Ich wate ein bisschen bis zum Knöchel herum und schaue dann gemütlich aufs Meer hinaus.

Einen weiteren gemütlichen Spaziergang später noch kurzer Besuch im Supermarkt zur Abendessensbesorgung, dann wieder in den Bus Richtung Degerby. Der kommt auch wieder 10 Minuten zu spät, und der Busfahrer spricht konsequent Finnisch mit mir, obwohl ich Englisch, Schwedisch oder Deutsch als Alternativen anbiete. Am Ende habe ich aber ein Ticket in der Hand, das gleichviel kostet wie das auf der Herfahrt, also wird schon alles seine Richtigkeit haben.

Da das Degerby-Deli, das eigentlich um 18 Uhr zusperrt, auch um 18:30 noch offen hat, gönne ich mir ein Bier und ein Hotdog, bevor ich in die Einschicht zurückwandere. 21000 Schritte, langsam komme ich wieder auf Betriebstemperatur.

Man fragt sich morgens, was man mit diesem ganzen Tag anfangen will, und dann ist der auch schon wieder vorbei.

…notiere ich in meinem Notizbuch am Grillplatz der Unterkunft, bevor ein Hamburger Pärchen erscheint und die ganze Idylle niederredet. Will mir scheinen. Vielleicht bin ich aber einfach schon auf nordisches Schweigen programmiert.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Previous Story

Up, up and away!

Next Story

Leere Kilometer (aber schön!)