Erholung tut not

29. Oktober 1997

Von wegen guter Wein. Au, mein Schädel! Durst! Fühle mich völlig vergiftet. Stöhn. Nach einer halben Flasche Mineral nochmal eine Stunde geschlafen, so bis 9. Dann zum Supermarkt gequält & Frühstück organisiert. Danach nix wie ab nach Media Almud. Nach dem ersten Schwimm geht’s mir etwas besser.

Der fahrradfahrende Zeitungleser winkt freundlich quer über die Bucht, und wenig später kommt die weißhaarige Modelfigur und winkt mir auch. Ich fühl mich schon sehr vertraut hier.

Mein Tuch aufgespannt, provisorisch aber routiniert. Wasser und Dösen und Lesen und zwischendurch viele Gedanken; blondblauäugige Gedanken der mexikanischen Art; verdammt!

Eine tote Katze, die auf den Felsen liegt, eine ganze Weile lang für schlafend gehalten – bis ich die Fliegen sehe, die nicht verscheucht werden. Woran sie wohl gestorben ist? Fallen Katzen ins Wasser und ertrinken, einfach so?

Abgesehen davon ein wunderbar fauler Sonnentag; keine Wolken aber ein Schleier ganz hoch oben; gut für meinen Kopf. Ich bleibe lange, bis die Schatten zu mir herübergreifen. Mittlerweile wieder ganz zufrieden, mit dem Urlaub und mit mir; meinen ureigenen Schritt gefunden und genossen, zur Busstation und auch in Pto Mogan, sogar die Stiegen hinauf.

Dusche, Kaffee, Brot und Käse. Dann noch eine Orange. Und dann?

Jetzt das Meer aufnehmen, in Stereo, beim Echofelsen. Rucksack gepackt, Walkman vorbereitet, und los. Ganz nach vorne auf die Klippe und dort gemütlich gemacht, nur um dann festzustellen, dass es Ebbe und außerdem das Meer ziemlich ruhig ist.

Trotzdem Walkman samt Mikro aufgebaut, Notwendiges aus dem Rucksack griffbereit, mich auf den Lehnstuhlfelsen gesetzt & den Record-Knopf gedrückt. Ein Heineken lang & 2 Zigaretten den Sound des Meeres konserviert; das rote Lämpchen leuchtet & die Glut auf meiner Zigarette auch, noch genauer auf die einzelnen Wellen gehorcht ziemlich glücklich und dann oben am Himmel der erste Stern, dann der zweite und dann viele; ganz dunkel ist es und friedlich und keiner hier und das Messer liegt griffbereit, nur für alle Fälle.

Dunstige Nacht mit Fischerbootlichtern, und dann ist die Kassette voll & ich breche auf, die große Runde & dann die kleine, aber “nichts” entdeckt, also zur Abwechslung wieder ins Casablanca.

Dort sitze & schreibe, schreibe und sitze ich, zwei Mineralwasser und ein Bier lang, viel zu lange nicht Buch geführt. Aus der Konserve Queen & Scorpions & so ein Zeug, irgendwie ein richtiges Glücksgefühl. In meinem Rücken Stories von Booten und Südamerika und Drogen; “das konnte ja nicht gutgehen, der Trottel hat ein viel zu großes Maul gehabt”. Dann weiter über Schlauchboote, die nachts zwischen den Dünen landen und Drogen bringen (woher?). Und so weiter und so fort. Dann Erbschleichereien.

Als ich mit meinem Geschreibsel fertig bin, habe ich fast Lust, mich dazuzusetzen & auch ein paar Geschichten zu erfinden, aber es fühlt sich an, als hätte ich vergessen, wie man redet. Stattdessen noch ein bisschen in mein Buch geschaut, dann langsam heim.

(Im übrigen ein höchst köstlicher handgemachter Hamburger auf diesem Heimweg, höchst köstlich!)

Noch lange am Balkon gesessen mit Mineralwasser & Orangen und abwechselnd in mein Buch geschaut und in den Sternenhimmel. Danach noch im Schlafsack gewälzt, so viel noch zu tun und zu schauen und so wenig Zeit!

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