2. Mai 2022

Kaum Neues im Mai

Frühmorgens schon geschäftig, vor meinem kontrollierenden Krankenhausbesuch muss ich auf die Bank und auf die Post. Im Krankenhaus zum Glück wenig los, meine Wunde bessert sich, aber langsam. Geduld. Nicht meine Stärke.

Als ich unterwegs in die Twitter-Trends schaue, fühl ich mich gleich abgeholt, es ist aber dann doch nur die Blut-und Tränen-Rhetorik der Kriegsberichterstattung, die das Wort in die Charts bringt.

Tatsächlich tobt ja, derweil in der Ukraine durch russische Soldaten gemordet, vergewaltigt und verwüstet wird, in Mitteleuropa ein verbaler Krieg. Der unsägliche offene Brief, den außer Alice Schwarzer auch noch einschlägig Verdächtige wie Dieter Nuhr und Juli Zeh, aber auch bislang Unverdächtige wie Reinhard Mey unterzeichnet haben, lehnt nicht nur Waffenlieferungen kategorisch ab, sondern schiebt auch dem überfallenen Land einen Gutteil der Schuld zu. Der viel kritisierte Brief wird nicht nur von seinen Unterzeichner*innen damit verteidigt, dass die Ukraine einen Kompromiss finden müsse, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Wie kompromissbereit diese Leute wären, würde ihr eigenes Land bombardiert und ihre eigenen Mitbürger*innen ermordet, sei dahingestellt.

Insgesamt nämlich reduziert man damit die Frage auf „Waffen oder nicht Waffen“. Die Frage nach ernsthaften wirtschaftlichen Sanktionen bleibt außen vor. Dabei hätte man Putin und seine Armee recht nachhaltig einbremsen können, hätte man sofort konsequent auf wirtschaftliche und politische Isolation Russlands gesetzt, solange der Konflikt andauert. Die pro-forma-Maßnahmen, die so gestrickt sind, dass sich hierzulande niemand auch nur um einen Millimeter einschränken muss, werden dabei niemandem nützen – außer einem wildgewordenen Diktator und der globalen Waffenindustrie.


Das Klavier nebenan erratisch in letzter Zeit. Heute fängt es in vertraut professioneller Art einen Mozart an, zerstört den aber mitten im Stück mit einer demonstrativ geschmetterten dreiteiligen Dissonanz, macht eine kurze Pause, klimpert dann eine halbe Tonleiter hinauf und dann wieder hinunter, ein Tusch wie ein zufallender Tastendeckel, Schluss.


Die Grapefruit hat eine erstaunliche Geschichte.


Kulinarisch ist hier derzeit wenig los, gestern immerhin erfreute mich ein Dryaged-Kotelett.

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