Der Trafikant

10. April 2001

Die Trafik (für Nordösterreicher: Der Tabakladen), in der ich morgens meistens die Ration Tschik (für Nordösterreicher: Glimmstengel) für den Tag erstehe, ist kürzlich verkauft worden. Der neue Trafikant arbeitet mit freundlicher, bewußter Langsamkeit.

In die Hektik des Morgengeschäfts läßt er sich nicht hineinpressen. Für jeden Kunden, jede Kundin hat er alle Zeit der Welt. Diskutiert ausführlich über die Vorzüge und Nachteile dieser oder jener Computer-, Sport- oder Frauenzeitschrift. Fragt, warum man denn diese Marke rauche und nicht eine andere.

Wartet auch nachher, bis Kunde oder Kundin alle Einkäufe und die Geldtasche sicher verstaut hat, ohne derweil schon über die Schultern des ersten den zweiten oder gar dritten zu bedienen. Stattdessen fragt er noch nach dem Wohlergehen im allgemeinen und dem Tagesbefinden im Besonderen.

Und erst wenn der oder die gut Bediente schon die Tür in der Hand hat, um das Geschäft zu verlassen, wendet er sich dem nächsten zu, mit einem freundlichen Gruß und einer wohlformulierten Frage nach den Wünschen.

Einige irritiert das. Mich macht es täglich irgendwie seltsam froh.

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