5. August 2021

Alles auf Schiene

Morgens im neuen Bett höre ich zum zweiten Mal in diesen Tagen das sehnsüchtige Horn einer Diesellok. In der alten Wohnung nur bei ganz bestimmten Wetterlagen und ansonstiger Totenstille zu vernehmen, bin ich jetzt auf der anderen Seite der Geleise und etwas näher dran. Ich mag dieses Signalhorn, das mit seinem leicht mollig-sehnsüchtigen Klang daran erinnert, dass es ein Dadraußen gibt, ein Ganzweitweg, das noch erlebt und gesehen werden will. Auch spielt jemand Klavier in diesem Haus, immer abends, immer ziemlich genau eine Stunde lang. Gestern hat sich an die Klavierstunde dann eine vorsichtige Gitarre und dazu gar ansatzweise eine Stimme angeschlossen. Spannend. Ansonsten bleibt es eher still.

Zum Frühstück etwas Arbeit, es ist ein anderes arbeiten, wenn nur ein Bildschirm da steht, der zweite sollte am Wochenende kommen. Auf dem kleinen Schirm fühlt sich jede Aufgabe ein bisschen lästig an, ich möchte an allen Ecken des Laptops ziehen, damit doch ein bisschen mehr gleichzeitig zu sehen ist. Gleichzeitig schmeckt das Nur-Laptoppen aber auch nach Urlaub und Unterwegssein.

Es regnet quasi durchgehend und bleibt 17 Grad kühl. Vielleicht besser als die große Hitze, aber irgendwie auch nicht so richtig August.

Gegen Mittag gebe ich die Hoffnung auf, dass der versprochene Installateur doch noch daherkommt, und wende mich anderen Aufgaben anderswo zu. Wie das immer so ist, meldet sich kaum eine Stunde später der Installateur. Ich eile zurück und dann habe ich tatsächlich auch fließendes Wasser in der neuen Küche und einen funktionierenden Geschirrspüler, man glaubt es kaum. Auch wenn natürlich wieder eine Kleinigkeit unbeachtet bleibt und Nachbesserung brauchen wird. Aber so ist das ja immer, irgendwie.

Die Küche riecht nachher ganz intensiv nach Schweißfüßen, die auch durch ein weit offenes Fenster nicht verduften, ich zünde zusätzlich die Duftkerze an und stelle den Lavendelstock hin, der eigentlich fürs Badezimmer gedacht ist.

Danach kündigt sich Besuch an, und ich eile zum Einkaufen, kalte Platte, das Kochgeschirr kommt erst. Dann stellt sich aber heraus, dass der Besuch nicht gleich gemeint hat, sondern später, und irgendwie aus meiner Sicht zu spät, also vielleicht ein anderes Mal. Ich jausne alleine und finde kein sehenswertes Fernsehprogramm, zum Glück gibt es noch reichlich schwedische Hörbuchkrimis.

Dann einen Küchenteppich im Stil des Badezimmerteppichs angestrickt und über die weitere Einrichtung sinniert. Nach der Betrachtung von hunderten von Küchenlampen noch keine gesehen, die mir wirklich gefällt. Und beide Küchenkastln, die ich mir optisch an der rechten Wand vorstellen könnte, sind nicht (mehr) lieferbar. In Sachen Kastl werd ich erst einmal schmollen und ein vorhandenes Regal aus der alten Wohnung hinstellen, beschließe ich, aber Licht muss her. Ich werd mir also morgen noch einmal ein paar hundert Küchenlampen anschauen, vielleicht ist ja irgendwo doch eine nicht allzu häßliche dabei.

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