Zwischen Grant und Gemütlichkeit

Nachdem ich erst um 3 Uhr früh das Licht ausgemacht habe, ärgert mich ein Anruf um 8 Uhr früh richtig. Vor allem, weil ich imaginiere, dass mir die Anruferin mir nach vorgeschützten Weihnachtswünschen gleich Arbeit aufdrängen will. Ich hebe vorsichtshalber nicht ab, denke aber solange darüber nach, ob ich ihr unrecht tue, dass ich dann auch nicht mehr weiterschlafe.

Nach dem Aufstehen nicht recht in den Tag gekommen, ich zupfe da und dort an Todo-List-Sachen und grantle innerlich vor mich hin, bis es Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Auf diesem Weg lauert nicht nur ein Kurzbesuch im Feiertags wie üblich komplett verstopften Billa am Praterstern, sondern auch wildgewordene Lieferdienstmopedfahrer, die mir in letzter Zeit immer negativer auffalen. Der, der mich heute beinahe umgefahren hätte, mault: „Musst du besser aufpassen“! – „Du hast rot“, maule ich zurück. „Ich bin Fahrrad“, antwortet er überzeugt. „Rot gilt auch für Fahrräder!“, versuche ich aufzuklären, doch er ruft nur über die Schulter zurück: „Nix!“. Ich denke an den Fahrer am Gehsteig, der vor ein paar Tagen fast einen Kinderwagen umgefahren hätte, und an den, der ungerührt mitten auf der Straße gegen die Einbahn bergab über eine vielbefahrene Vorrangstraße fuhr, ich hatte die Augen schon zugekniffen, weil da ein Auto auch nicht gerade langsam ankam, der auf das Murren aus dem Auto ebenfalls mit „Ich bin Fahrrad.“ geantwortet hat. Bei allem Verständnis für den harten Job, diese Mischung aus Rücksichtslosigkeit und Todesverachtung gehört eingedämmt.

Mein Weg jedenfalls führt am gut besuchten Prater vorbei, auch wenn meine Finger zu kalt sind, um ein gutes Foto zu machen.

Die fußmarode Liebelingsverwandtschaft hatte ein köstlich scharfes Chili gekocht, dazu (und davor und danach) angenehmes Geplauder zu Aktuellem und zu unseren Lebensläuften. Die eine oder andere Runde Big-Screen-Flipper rundet den Abend ab.

Danach im 2. ein bisschen Zickzack gelaufen, um die 10.000 auch heute voll zu machen. Am Rande des Praters vor dem Riesenrad Musik, eine feine Akustikgitarre tatsächlich, und vielleicht wäre ich dort noch ein bisschen geblieben, wäre die Band nicht unvermittelt in „I am from Austria“ ausgebrochen.

Das Bier des Tages

Heimgekehrt, fühle ich mich nach wanderdurstlöschendem Wasser noch einem Bier des Tages gewachsen, wenngleich meine innere (unzertifizierte) Biersommeliere den heutigen Griff sehr misstrauisch beäugt. Ich hatte nicht aufgepasst und wieder einmal ein Sauerbier mitbestellt. Aber was bestellt wurde, wird auch verkostet, so lautet die Devise.

„teach the peach“ von Browar Stu Mostow ist ein „peach ice tea pastry sour“. Pfirsicheistee ist dann auch der erste Naseneindruck, allerdings mit starker, guter Schwarzteekomponente. Auf der Zunge einen Moment lang cremiger Dosenpfirsichgeschmack, bevor zitronenhelle Säure wie ein Blitz dreinfährt. So bleibt das auch im Weiterkosten, jeder Schluck beginnt mit einem Spiel zwischen Pfirsich und Tee, bevor die Säure dominant übernimmt. Leider bleibt im Abgang nur ein Haucherl gezuckerter Pfirsich. Aber, man kann das Ding durchaus genießen.

Zu trinken in einem Cafe an einer Mole mit Blick aufs Mittelmeer, in der Frühlingssonne, während man amüsiert die Anlegeversuche der Bootsneulinge beobachtet.


Bier-Übersicht

Danach wenig Lust auf die sorgsam gehorteteten Serien, ich stricke an meinem Häubchen zu einem guten alten Edgar Wallace.

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