25. Juni 2025

Zwischen Deadlines und Wortgewalt

KI-generiert (ChatGPT 4.0)

Vor dem Fenster schrammeln Grillen, die ließen sich vor zwei Jahren erst Mitte Juli im beschaulichen Innenhof hören. Die Wetterkapriolen der letzten Tage und Wochen nur am Rande mitbekommen, das Mikroklima hier in der Wohnung ist mild und tendiert erst jetzt momentweise gegen 25 Grad. Wenn man bis über beide Ohren in Arbeit steckt, ist das ein Segen; mein innerer Grottenolm grundelte unbeeinträchtigt dahin.

Heute geträumt, ich hätte Haare bis fast zu den Knien, an den Seiten stark gelockt. Ich stand auf einer Bühne, die wie die Brücke der Enterprise aussah, und sollte eine Veranstaltung ankündigen, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging. Ich improvisierte und sprach von Kunst ohne Grenzen, wischiwaschi ohne viel Inhalt. „Sag mir wo die Blumen sind…“ begann ich zögerlich zu singen, und plötzlich regnete es bunte Blütenblätter mit LED-leuchtenden Adern.

Als ich aufwachte, stritten irgendwo im Hof lauthals zwei Nachbarn, und ich stellte fest, dass mein selbstgewählter Arbeitsbeginn schon um eine halbe Stunde überfällig war. Zum Glück hatten sich die Zuarbeitenden auch unerwartet viel Zeit gelassen. Ich schnippelte die letzten Erdbeeren ins Joghurt und genoss noch eine Viertelstunde relativer Stille, bevor der Kommunikationstornado losging.

Jenseits der erreichten Deadline ein kleiner Einkaufs-Ausflug fürs nächste Projekt. Draußen war es wirklich, wirklich heiß, und weil ich rechtzeitig zum Bachmann-Auftakt zu Hause sein wollte, ließ ich Schritte- wie Genussverlockungen links wie rechts liegen.

Eine kalte Dusche später saß ich mit Sodazitron bewaffnet vor dem Bildschirm. Mastodon oder Bluesky? fragte ich mich, beides würde während der Lesungen in den nächsten Tagen zuviel Aufmerksamkeit kosten. Aber zum Glück gibt’s ja OpenVibe, fiel mir dann ein. Die Wiedervernetzung mit der Bachmann-Bubble ging schnell und unkompliziert.

Die eigentliche Eröffnung dann wie gewohnt provinziell weltläufig; die Musik heuer kein Softjazz sondern Kärntner Weltmusik, meine anfängliche Skepsis wich bald, aber dann spielten sie die Omama vom Ludwig Hirsch, und so toll das Lied ist – es hat da einfach ganz und gar nicht hingepasst.

Der allgemeinen Begeisterung über die Rede zur Literatur von Nava Ebrahimi konnte ich mich nicht ganz anschließen. Ja, wir alle verzweifeln an der Welt und an den machthabenden Zynikern, aber die Ausführung klang für mich zu sehr nach „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, aber ich muss was schreiben“.

Grandios hingegen Kastbergers Statement „Aus Kostengründen“, atemlos vorgetragen, online derweil nur hinter der Kleine Zeitung Paywall, leider.

Morgen also die ersten Lesungen, leider kann ich nur am Vormittag live dabeisen, aber Freitag und Samstag werde ich wieder ganz in Literatur und Literaturkommunikation aufgehen dürfen, immerhin.

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