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Zwei vögelnde Tiger

28. Januar 2008

…im Innenhof, aber bis ich die Kamera aus dem Rucksack hatte, waren sie schon hinter den hohen Bäumen verschwunden. Es war ein hochmodernes Büro, voller Webworker, die Spass hatten an der Arbeit und Arbeit zwischen dem Spass. Es war auch ein Meetingplace für die, die sich sonst nur online unterhalten, man brauchte ein eigenes Interface dafür, eine Art Türrahmen mit USB-Anschluss. Es gab alles mögliche gratis, Geräte zum Testen, neuartige Füllfedern, Schokolade und Schwedenbomben. Letztere waren immer sehr schnell weg. Kaum waren neue da, hatten schon wieder zig flinke Hände durch den Türrahmen zugegriffen. Ich nahm die Schokosticks, stattdessen.

Ich sollte ein Kind nach Hause zu seiner Mutter bringen, einen sehr ernsthaften Jungen, 5 Jahre vielleicht, merkte aber unterwegs, dass ich den Rucksack mit den Schlüsseln in der Webklitsche vergessen hatte. Du wartest hier, sagte ich zu dem Kind, und ließ es allein auf dem sonnigen, sauberen Marktplatz, ich bin gleich wieder da. Auf dem Weg zurück zum Büro wurde ich aber von einer Masse umringt, die zur U-Bahn drängte, wurde einfach mitgezogen und mitgeschoben und fand mich wieder in der Eröffnung einer neuen Linie mit neuen Garnituren, die ein bisschen aussahen wie diese Riesen-Rollercoaster-Wagen, 3 Sitze links von der Achse, 3 Sitze rechts davon, aber in dem Fall viel Platz dazwischen. Ich war beeindruckt, vor allem, als an der nächsten Haltestelle eine gewöhnliche U-Bahn zur Tür herein kam und im Gang, zwischen den Fahrgästen parkte.

Als ich merkte, dass die U-Bahn in eine völlig falsche Richtung fuhr, stieg ich aus, fand mich wieder an einem ehemaligen Eisenbahnergelände am Murufer, Holzschuppen, einige davon hübsch zurechtgemacht, eine Hippie-Kommune lebte da, mit Blumenkränzen und Alternativschulen und allem, was dazugehört. Zurück in die Stadt würde ich von hier nur über einen riesigen Umweg kommen, erfuhr ich, lieh mir stattdessen ein Boot und fand am anderen Ufer einen kettenrauchenden Rikschafahrer. Ich hielt den langsamen Trab aus bis zum Bahnhof, dann stieg ich lieber ab. Eine Handvoll Kleingeld fand er viel zu viel für die kurze Fahrt, wollte noch unbedingt eine Zigarette mit mir rauchen, das geht nicht, sagte ich, ich muss den Schlüssel finden und das Kind abholen. Die Zigarette, die er mir aufgedrängt hatte, schenkte ich einer alten Frau, die sehr dankbar war. Ich ließ die beiden in tiefem Gespräch zurück.

Das Büro war abgesperrt, keiner mehr da. Im Spielzeuggeschäft nebenan ließ ich mir das Türrahmeninterface vorführen und verschwand darin, als es angeschlossen war. Ich suchte nach meinem Rucksack mit den Schlüsseln, ein paar Blogger kamen durch das Interface. Sie diskutierten über Digitalkameras. Ich fand meinen Rucksack unterm Tisch. Wo denn das Kind sei, fragte mich einer. Wartet am Hauptplatz auf mich, sagte ich. Stattdessen kam der Junge durch den digitalen Türrahmen, den Mund schokoladeverschmiert.

Na schön, dann können wir auch gleich hierbleiben, sagte ich. Der Junge verschwand glücklich im Flugsimulator-Raum. Ich versuchte, die Mutter anzurufen, aber das Handy hatte viel zu kleine Tasten. Ich schaffte es nicht, eine Ziffer allein zu drücken, es waren immer 3-4, die gleichzeitig erschienen. Geht nur mit Brain-Interface, sagte P. von der anderen Seite des Türrahmens, gib Mal her!

Ich wollte ihm das Handy reichen, da blitzte es. Stromausfall. Alles wurde dunkel, die ganzen blinkenden Geräte plötzlich aus, die Blogger aufgeregt, was sollen wir jetzt bloss tun? Das Kind kam quengelnd aus dem Simulator, Mag weiterspielen!, die Schwedenbomben und einige andere Dinge lösten sich in Luft auf.

Verdammter Mist! sagte ich laut, und wachte davon auf.

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