13. Mai 2009

Zugsplitter

Der Polizist am Innsbrucker Bahnhof, allein im Regen, am Bahnsteig, auf dem der Zug von Brenner ankommt. Brennero. Das Gefühl beim Lesen: “Brennero”. Lang auf diese Zigarette gewartet, 6 Stunden fast. Glücksgefühl. Es beginnt zu regnen, leicht nur, aber aus sehr dunklen Wolken. Ich steige wieder ein.

Einer im Abteil schreibt, programmiert auf seinem Laptop, manisch fast. Ich tippe auch. Fast wie eine Bürogemeinschaft auf Zeit.

Die Berge draußen, voller Schnee. Später Nebel, es wird dunkel lange bevor es dunkel wird.

Dann Musik im Ohr und eine Hand mit sehr roten Fingernägeln auf dem Oberschenkel gegenüber. Und die Musik. Und der Regen. Und.

Versuch über die flüchtigkeit

Die Stimme mit den roten Fingernägeln bedauert die Goldfische im Teich. Bei so großen Regentropfen müssten die ja Kopfschmerzen kriegen. Dann wird die Stimme leiser und erzählt von Kindern, verletzten. Ich dreh die Musik lauter in meinem Ohr. Jetzt nicht. Nicht jetzt.

Mehr Nebel. Es regnet sich ein. Nach Ötztal wieder ein Fensterplatz. Gut jetzt. Gut so.

In St. Anton Schneefelder bis fast ins Dorf, in Langen keine mehr. Dann ein Gulasch. Der Speisewagenkellner wagt tatsächlich zu fragen, wie’s geschmeckt hat. Auf mein “Naja” wiegt er bekümmert den Kopf “alles aus der Großküche…” –

Die Landschaft draußen: Groß, selbst im Schlechtwetter-Dämmer. Herunten alles sehr grün, dadrüber die Berge. “Schön” weiß ich nicht. Groß.

Gegend

Aus welchem Tunnel man auch kommt, man schaut hinunter oder hinauf zu einem Kapellchen. Drumrum das Grün. Drüber die Berge. Die sind übrigens: Groß.

Eben “oh ist das schön” gesagt, angesichts eines Wasserfalls. Das sieht mir gar nicht ähnlich. Foto durch hinterhältigen Tunnel vereitelt. Innerbranz, sagt mein iPhone, aber angesichts der Verbindungsschwierigkeiten hier könnte es auch daneben liegen.

Danach jetzt rollt der Zug im Unter-Schrittempo. Richtung Westen ein Hauch von Licht. Zwischen mir und dem Licht ein Bach. Hier müsste man… ja, was?

Kühle kriecht durch die Klimaanlage herein. Zum Aussteigen die Jacke bereithalten, die mittags noch völlig deplatziert schien. Wieder an Innsbruck denken. An die Zigarette, die Zufriedenheit.

Man könnte ja auch in Bludenz aussteigen. Zum Rauchen, zuerst, aber dann… etwas ganz anderes machen. Für immer. Oder zumindest morgen. Und übermorgen.

Stattdessen Dornbirn. Das Hotel ist OK. (Der Sufi wär andrer Meinung). Beim Griechen daneben darf man rauchen. Also trinke ich ein Glas Wein und viele Gläser Wasser und rauche. Und schreibe. Die Musik wird besser, seit ich die letzte Gästin bin. Um 11 macht er zu. Das passt genau.

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