Eine Wendezugstörung hat mich heute eine Stunde meines Lebens gekostet. Und dann auch wieder nicht. Schließlich habe ich den Großteil der Stunde, die mir die Wendezugstörung geklaut hat, gemütlich tratschend verbracht. Und das gibt es auch nicht alle Tage.
Eine Wendezugstörung liegt dann vor, wenn ein Triebwagen in einen Kopfbahnhof einfährt und mangels Kommunikation mit dem bis dahin letzten Waggon nicht rücklings aus dem Kopfbahnhof ausfahren kann. Das habe ich heute gelernt.
Gut so. Jeden Tag ein neues Wort. Auch wenn man das Wort vermutlich im ganzen Leben nie wieder brauchen wird. Aber: Was weiss man schon.
Wenn nun so eine Wendezugstörung vorliegt, müssen die östereichischen Bundesbahnen eilends nach einem zweiten Triebwagen suchen, den sie an das Ende des Zuges hängen. Und das kann dauern.
Wenn dann der wendezugstörungsbedingt verspätete Zug mitten in der Nacht mitten in der Pampa stehenbleibt, bemüht der wendezugstörungsbedingt vom Heimgehen abgehaltene Bahnhofsvorstand nicht mehr die Mikrophonanlage. Stattdessen öffnet er die Tür zum Warteraum und sagt mit beinahe übers Kinn hängenden Augenlidern: “Ihr Zug kommt gleich”. Das wirkt sympathisch unprofessionell und erinnert mich trotz anderer Location daran, dass ich einmal eine Kurzgeschichte schreiben wollte zum Thema: Ein Tag im Leben des Bahnhofsvorstands von Rekawinkel.
Vielleicht mach ich das noch.
Irgendwann.
Der volle Mond übrigens, der heute die Proben furchtbar fruchtbar und mich seltsam abgehoben erscheinen ließ, der hat sich gar nicht sehen lassen. Nur indirekt als Wolkenbescheiner und Nachtlichtgeber. Diese feige Nuss.