Dieses Sonntagsgefühl, das doch nur ein Samstag ist. Schlafe lange und frühstücke ausführlich. Mir scheint, dass die Sachensortiererei das Chaos derzeit schlimmer macht statt besser, doch das ist sicher nur eine Phase. Einen Testtermin für Montag gebucht, Dienstag gilt es, jemanden zu treffen.
Blick auf die Nachrichten derzeit nur kurz und seitwärts. Ab Montag ist reichlich Zeit, sich mit neuen und alten Tiefschlägen zu befassen. Ich mein, neben Omicron-Covid, Klimakrise, schlechten Wirtschaftsnachrichten, einem wahrscheinlichen Brandanschlag auf das Protestcamp und reichlich Feuerwerksverletzungen ist auch noch Betty White gestorben. Ab einem gewissen Frustleverl macht es wirklich wenig Unterschied, ob die schlechten Nachrichten groß oder klein sind.
Am Nachmittag schwanke ich zwischen Pflichten und Schritten, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Pflichten auch nach den Schritten noch da sind, ist hoch. Daher also in die Schuhe und die leichte Jacke: es hat immer noch 15 Grad. Das Licht lockt mich auf den Wienerberg.
Ganz so finster ist es um 3 Uhr noch nicht, aber halt Gegenlicht.
Es ist einiges los, überdurchschnittlich viele Jogger*innen, die Neujahrsvorsätze halten wohl derweil noch. Die Tierwelt zwitschert sich durch den warmen Winter. Ein Stückchen folge ich dem Satdtwanderweg #12, aber nach Vösendorf will ich jetzt eigentlich nicht, zudem müsste man für die weitere Strecke wieder auf Asphalt wechseln. Ich kehre zum Teich zurück und umrunde ihn. In den Bäumen hängen kleine Plastiksäckchen mit Papier drin, ich schaue genauer hin. „Brief an Dich“, steht da. Ich greife nicht hinein. Richtige Entscheidung; ein paar Bäume weiter hängt in einem ähnlichen Säckchen eine Minibibel. Abgesehen davon staune ich immer wieder, wie naturbelassen die Gegend wirkt. Gar nicht nach Großstadt in Reichweite. Auf dem Heimweg dann, an der großen Straße, noch spektakuläre Sunset-Farben.
12600 Schritte.
Zu Hause dann die Karten für das neue Jahr gelegt, die Idee ist: Jedem Monat ein Thema mitzugeben, die Jahreskarten in der Mitte. Ein bisschen viele Schwerter für meinen Geschmack, aber es stimmt ja, Action ist nötig. Nicht alle Monatskarten lassen sich auf den ersten Blick als Handlungsanweisung lesen, da wird Kreativität nötig sein. Aber das ist ja auch der Sinn der Sache.
Das Bier des Tages
Tiny Dynamite ist ein Hazy Session IPA aus der spanischen Cierzo Brewing Co. Beim Öffnen steigt ein hefebesänftiger Hopfen in die Nase, der mich an der Sprengkraft zweifeln lässt. Das hätte ich nicht müssen: In Antrunk ist der Hopfen straight und intensiv dunkelbitter. Die Hefe spielt dazu im Hintergrund mit citriger Säure, Malz lässt sich kaum erschmecken, das zieht nur im Hintergrund ganz leicht an den Geschmacksfäden. Erfrischend süffig und mit 4,2 % Alkohol auch recht leicht. Im Gegensatz zu anderen Leichten bleibt der Hopfen hier anhaltend und dominant mit schönem Nachhall im Abgang.
Zu trinken nach einer Fototour durch einen weitläufigen Industriehafen, in Hörweite von Wellenschwappen und Hafengeräuschen, unter Möwengewimmel.
Zu essen gibt es Bio-Steak von einer glücklichen alten Kuh, dazu Gemüse aus dem Tiefkühler. Eigentlich waren noch Ofenkartoffeln geplant, aber dazu war ich schon zu hungrig. Das Steak gelang mir überraschenderweise auf den Punkt. Optimierungspotential zeigt hingegen das Konzept „Essen im Bett“: Wie man sieht, hat auf dem vorhandenen Tablett kein Getränk mehr Platz.
Danach noch weiter an alten Filmen und Bildern sortiert, zum Schluss noch ein Stündchen Strickfernsehen.