15. Dezember 2020

Was fehlt

Ein bisschen verblüfft habe ich in diesem seltsamen Jahr immer wieder gehört, was allen anderen so fehlt, vorwiegend Dinge, die ich nie hatte, nie wollte, oder nicht wichtig genommen habe. Mir fehlt eigentlich nichts, antwortete ich gerne und überzeugt, bis dann halt plötzlich doch etwas Wesentliches fehlte (aber das ist eine ganz andere Geschichte).

Vor kurzem fand ich aber doch etwas, das mir fehlt: Das Auswärts-Frühstücken. Ich hatte es nicht oft gemacht, auch in viel besseren Jahren nicht, grob gerechnet in den warmen Monaten alle 3 bis 4 Wochen einmal.

Manchmal mit Freund*innen, aber gerne auch allein. Frühstück kann man ja auch bestellen, dachte ich, als es mir schließlich auffiel. Das bestellte Frühstück war köstlich, aber unvollständig. Ringsherum fehlte die ganze lebendige Stadt, die tonlose Hintergrundmusik, das Leben selbst.

Heute schrieb ich eine Mühlenreportage. Per Telefon-Interview und Internet-Recherche. Und da fiel mir noch etwas auf, was mir ebenfalls fehlt: Die ohrenbetäubenden Geräusche von Plansichtern und Walzenstühlen auf einem Mühlenrundgang, der immer wieder verblüffend intensive Wohlgeruch von frisch gemahlenem Mehl, und die Freude vieler Müller*innen, wenn sie über ihr Handwerk, ihre Produkte sprechen.

Ich tät mir so gern ein Jahr wünschen, in dem niemandem etwas fehlt. Aber das mit dem Wünschen, das hilft halt nur, wenn alle Beteiligten dasselbe wollen.

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