29. Dezember 2020

Von Inseln, Fischen und Menschen

Zum Frühstück gibt es Lachs mit Musik, zum Lunch eine Portion bunter Nostalgie. Die Fotos aus den vordigitalen Zeiten erinnern mich an ein Thema aus dem Historik-Seminar: Dokumentation konzentriert sich immer auf das Außergewöhnliche, das Unbekannte. Wenn ein Reisender also schreibt (Beispiel von mir) „Die Menschen in diesem Land essen gerne rohen Fisch“, dann sagt das auch aus, dass das bei ihm zu Hause nicht üblich ist. Genau so sind auch die Fotos aus der Zeit, als noch jeder Klick Geld kostete: Sie halten das Besondere fest. Dazwischen fehlt mit wenigen Ausnahmen der Alltag. Die Ausnahmen sind oft unscharf.

ca. 1970

Mittags ein Erdbeben. Es ist hier in Wien nur leicht, dauert aber gefühlt länger als frühere, die ich erinnere.

Die Schritte heute aus Akkugründen ohne Fotos. Heute nicht fotografiert:

  • Den Hund, der auf einen Schwarm Tauben losgehen will, aber immer 2 Meter davor ängstlich umdreht.
  • Die alte Dame, die im Park auf einer Bank ein paar Keks und eine Thermosflasche auspackt, allein.
  • Das Schaufenster, in dem auf einem vergilbten Plakat in ältlicher Schrift steht: „Änderungsschneiderei“. Am Boden liegt ein staubiges Rausche-Engerl, dem ein Flügel fehlt.

Bier des Tages

Da es mich seit Tagen auf eine einsame Insel zieht, aber weit und breit keine in Sicht ist, griff ich zu „Insel Kreide“ aus der Rügener Insel-Brauerei, einem lieben Nicht-Weihnachtsgeschenk. Es fällt als obergäriges Champagner-Ale gleich doppelt aus meinem gewohnten Beuteschema, kann sich aber absolut sehen lassen. Die feine Kohlensäure perlt tatsächlich champagnerartig, ein zarter aber pointierter Hopfen hält die obergärige Fruchtigkeit im Zaum. Das Malz merkbar, aber nicht zu dominant, zudem sanft rauchig. Die angenehme Säure macht Insel Kreide zu einem perfekten Sommerbier.

Zu trinken im Cockpit einer Segelyacht als Manöverschluck nach dem Anlegen.


Bier-Übersicht

Zum Abendessen gibt es Ofenpfanne mit Kotelett und eine Entscheidung, die ich lieber nicht treffen hätte müssen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Previous Story

More Art, Please!

Next Story

Den Horizont erweitern