Nach Nordosten

17. August 2021

Erster Arbeitsausflug aus der neuen Homebase. Ich will dem Routenplaner nicht recht glauben, dass ich öffentlich in 15 Minuten am Hauptbahnhof bin, breche früher auf und habe daher reichlich Zeit, sinnlos herumzustehen. Es ist sehr kühl geworden nach dem großen Regen gestern. Geschlossene Schuhe und Jacke, obwohl die Sonne durchaus durchblinzelt. Mit der ToDo-List im Nacken fühle ich fast einen Anflug von schlechtem Gewissen beim gemütlichen Dahingondeln, obwohl es ja Arbeit ist.

Mühlenbesuche sind immer eine schöne Sache. Nach dem Fachlichen wird noch geplaudert. So erfahre ich unter anderem, dass sich der Ortsname „Dürnkrut“ wegen der Trockenheit der Gegend von „dürres Kraut“ herleitet.

Danach lehne ich den angebotenen Shuttle-Service ab und gönne mir den 20-Minuten-Spaziergang zur Bahn. Dürnkrut wirkt verlassen, wie vielerorts stehen auch hier die Geschäfte im Ortskern leer. Die Sonne jetzt wieder wärmer. In mir wächst eine Projektidee. Sie kommt auf den Stapel „Nächsten Sommer“, denn dieser ist ja gefühlt schon vorbei.

Zwar tue ich dem ansonsten durchaus sympathischen Örtchen mit meiner Bildauswahl unrecht, aber mich interessiert halt seit jeher das Bröckeln mehr als der Hochglanz.

Erreiche den Bahnhof mit 15 Minuten Zeit zum nächsten Zug, das passt gut. Railjets donnern vorbei, dass der Boden bebt. Ich erinnere mich an meine letzte internationale Fahrt auf dieser Strecke, es fühlt sich an wie aus einem anderen Leben. Dann ist es wieder still. Leere, leicht verblichene Industriehallen nebenan machen einen verlassenen Eindruck und wecken Lust, wieder einmal Stalker zu spielen.


Dazu Sonne und Wind, meine alten Verbündeten. Irgendwo in mir wächst ein Nein.

Als der Zug kommt, ist es ein alter, bei dem tatsächlich noch die Fenster aufgehen. Er ist ziemlich leer. Die Stationsdurchsagen des Schaffners kommen seufzend und resigniert, als müsste er das ganze Leid der Welt alleine tragen. Am Horizont wartet Wien.

Kleine Erledigungen noch in Wien, da und dort nach dem Rechten sehen, dieses besorgen, jenes verbringen, bis ich nach Hause komme, ist es fast halb acht. Müde. Ein kleines Abendjauserl zu den Nachrichten, ein Stündchen Strickzeit. Kurz nach 10 schon im Bett.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Voriger Beitrag

Sonnenregen

Nächster Beitrag

Harmonische Kontraste

Gehe zuNach oben