Third Life

7. Juli 2007

In dem desolaten Holzhaus liegt überall stapelweise Viagra-Werbung der schlimmsten Sorte. Der Pilot ist ungehalten. Wie soll man da einen Flugplan aufgeben? fragt er mich. Woher soll ich das wissen? Er hat lange schwarze Haare, aber ich erfahre nicht, ob seine Augen so grün sind, wie sie dazu sein sollten – er nimmt die Sonnenbrille einfach nicht ab. Die Werbebroschüren erscheinen stapelweise aus dem Nichts, schneller als man sie je hinaustragen könnte. Das Haus braucht einen Spamfilter, sage ich. Spamfilter sind teuer, heutzutage, und der Pilot hat all sein Geld für Treibstoff ausgegeben. Er pfeift auf den Flugplan, sagt er, will nur weg hier. Nimm mich mit, sage ich, Wohin? fragt er. Irgendwohin wo noch nicht alles vernetzt ist, sage ich.

Die Maschine ist gelb und gar nicht neu. Der Propeller wirkt riesig für das kleine Ding. Der Motor will nicht anspringen. Der Pilot klopft hier und da mit dem Schraubenzieher gegen ölige Bauteile, steigt dann wieder ein. Jetzt läuft der Motor. Bist du sicher dass das Ding fliegt?, frage ich. Nein, lacht er, und malt mir mit dem Zeigefinger eine Ölspur auf die Wange. Das ist dein Zeichen, sagt er, jetzt bist du sicher.

Wir starten auf einem schmalen Feldweg. Bevor der Wald beginnt, müssen wir fliegen, sonst sind die Flügel ab. Es geht sich aus, gerade so. Hinter uns eine dichte Staubwolke. Das Land erweist sich als Insel. Ein Schwarm Möwen folgt uns nach.

Nimm Du das Steuer, sagt er, ich bin müde. Ich fliege, es ist ganz leicht. Als würde die Maschine tun, was ich denke. Bist du sicher, dass der Flieger nicht auch vernetzt ist? frage ich, aber der Pilot schnarcht schon. Unter uns das Meer, endlos. Sonne glitzert auf den Wellenkämmen. Ich drehe nach Südwesten, das müsste ungefähr stimmen. Die Welt ist leer und schön.

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