(CD 1 war hier)
„Yet another version“ des, zugegeben, erfreulichen Songs „Mississippi“, da kann man das schon Mal so auflegen. Nur dass die hier anders ist; von Anfang an. So anders, dass meine Nebenbei-Beschäftigung schon bei den ersten Takten erstirbt. Hinsetzen und zuhören. Der Track, so und in dieser Form, einer, der auf die Liste kommt. Auf die Liste, die ich abzuspielen gedenke, wenn jemand mich fragt, was eigentlich so toll an BD ist, dass ich ihn ab und zu sogar „den Meister“ nenne. Ich hätt nie gedacht, dass Mississippi auf der Liste auftaucht – nicht, dass der Song nicht nett wäre in seinen Inkarnationen von Sheryl Crow über Love & Theft bis zu den diversen Liveversionen, aber „nett“ ist halt nicht „atemberaubend“. Und plötzlich ist er das doch. Gleich ein repeat. Um das nicht zu vergessen.
32-20-Blues, naja. Ich mag den Stil, sehr gern, aber ehrlich: Es ist deutlich hörbar, warum es die Nummer nicht auf World Gone Wrong geschafft hat. Um ehrlich zu sein frage ich mich, was sie auf der Compilation macht. Nice, ja. Aber.
„Series of dreams“, einer meiner all-time Favorites. Von der Bootleg-Series 1-3. Genaugenommen eigentlich der Song, der mich, als er 1991 auf MTV gelaufen ist, zum zweiten und bleibenden Mal auf Bob Dylan angefixt hat. Einerseits haben wir in dieser Version, soundtechnisch, die Stimme, den Text mehr im Zentrum, mehr im Vordergrund, was verdammt gut ist. Die Intonation kräftiger, bestimmter, was ich mag. Andererseits haben wir die Band, die, verglichen mit der BS1-3-Version, zumindest anfangs ein bisschen den Eindruck macht, als würde sie noch üben und die richtige Linie suchen. Inklusive des langen instrumental-Parts gegen Schluss, der den Eindruck macht, als hätte der Meister seinen Text verloren (Text muss ich erst vergleichen). Ich hätt gern die Band von der alten Version mit der Stimme der neuen, glaub ich. Unglaublich schön und trotz vollen Orchesters in allen Einzelheiten glasklar aber der Mix, digitally remastered vermutlich, Kudos an den Mann an den Reglern! (Und trotzdem hoffe ich ein ganz kleines bisschen, dass die ultimative Version dieses Songs noch vor uns liegt, sei es in einer bislang unveröffentlichten Perle der Studioaufnahmen oder auch einer zukünftigen Liveversion. Er ist so wunderbar, der Song, und ich glaube, er kann noch ein bisschen mehr, als wir bisher hören durften).
„God knows“, mhm, ich glaub, das ist Bob Dylan, wie er sich selber mag. Mir ist es ein touch too much sixties, obwohl das vielen anderen vermutlich gerade gefallen wird. Es ist… moment, da kommt schon „Can“t escape from you“.
Wow, die Nummer ist schwer. Nach dem dritten Hören weiß ich noch immer nicht genau, ob ich mich grade in einen stimmlich völlig neuen Dylan verliebt hab, ob ich mich angesichts der Klischee-Sounds (mit ihm, nicht gegen ihn) vor Lachen auf dem Boden kringeln soll, oder ob ich vielleicht doch ein Glas Wein zuviel hatte, um noch etwas über Musik zu schreiben. Uhum. „All the days were splendid. They were simple, they were plain. It never should have ended, I should have kissed you in the rain.“ (und je mehr ich zuhöre, desto mehr möchte ich zitieren. wahrscheinlich besseres. aber ich weiß nicht mehr genau.) Yeah right. Ich mag nicht mehr schreiben, ich mag zuhören (kann man etwas Schöneres über einen Song überhaupt jemals sagen?) (Und ja, ich mag die Gitarre. Genau so.)
Dignity. Auch so ein Dings. Das mich in den Neunzigern überzeugt hat, dass „der Meister“ es doch besser kann als viele junge Jungens. Aber so? Weiß nicht. Mir ist der Boogie“nRoll zu polternd, der Bass zu bassig, die Stimme zu echolastig. Somehow it just doesn“t come together. Nah, muss so nicht sein.
„Ring them Bells“, Supper Club, “93. Das ist Dylan live, Dylan wunderbar, Dylan mit einer perfekten Band. Nothing more to say, weil das wär überflüssig.
Und dann noch, „Cocaine Blues“. Mir fehlt noch ein bisschen die Recherche wo und wann, aber. Äh. Grad damals (“97) hab ich jede Menge Bootlegs gesammelt und verglichen und verkopfgeistigt, aber die Version ist neu. Und… woah. Das einzige, was man dem Track anlasten könnte, ist der schwache Sound – aber, wenn man ihn gehört hat, macht das auch nichts mehr.
Ain’t talking, von mir musikalisch immer hochgeschätzt, aber emotional unterbewertet, gewinnt in der vorliegenden Version einen Hauch, ohne dass ich genau sagen könnte, wovon. Vielleicht ist es das gehauchte allererste „still yearning“. Vielleicht die etwas weniger strenge Rhythmik. Just Walkin‘. Vielleicht das halb versteckte Banjo da. „Someone hit me from behind“. (Und dass ich die verspielte, sprechende Gitarre mag, brauch ich wohl nicht mehr extra dazuzusagen.)
The Girl On the Greenbriar Shore – das hier könnt ein kurzer aber doch ganz großer Favorite sein, wenn der Sound nicht so Scheiße wär. Und ich bin nicht sonderlich empfindlich (bzw. durchaus gewillt, angesichts von Einzigartigkeit Einschränkungen in Kauf zu nehmen), aber, live hin oder her, der Sound ist wirklich wirklich scheiße.
Lonesome day blues, yeah. Der kommt auch auf eine Liste. Auf die „Warum ich jahrelang nahezu manisch Bob-Dylan-Bootlegs gesammelt habe“-Liste. Möglicherweise nicht das allerbeste Beispiel, aber verdammt nah dran.
Miss the Mississippi. No comment erstmal. Ich würd’s aber gern nochmal volltrunken um 4 Uhr früh hören.
Lonesome River (mit Ralph Stanley). Wenn ich jemals zu meinem Haus an der griechischen Küste komme, mit Terrasse gen Westen, dann würd ich das jeden Abend spielen. Zum Sonnenuntergang. Und sehr, sehr laut. Und das wär gar nicht kitschig. Und das ist die Kunst daran.
“Cross the Green Mountain. Hab ich schon gehört, aber nur ein zweimal, trotzdem anders, glaub ich. Orchestraler, weniger verständlich. Aber ohne direkte Vergleichsmöglichkeit könnte das auch meine Imagination sein. Who cares, really. „I“ll watch and I“ll wait and I“ll listen while I stand | to the music that comes from a far better land.“ Das ist jetzt wieder so ein Song, bei dem ich die Musik nicht so toll finde, aber trotzdem stundenlang zuhören möchte. Den Worten, und der Stimme. „It“s the last day“s last hour of the last happy year. I feel that the unknown world is so near. Pride will vanish, and glory will rot. But virtue lives and cannot be forgot.“
Fazit: „Tell tale signs“ ist für mich seit langem das erste Ding, das ich wildfremden Menschen in die Hand drücken würde, um zu erklären, was mich so fasziniert an der Musik von Bob Dylan. Lange Zeit wäre das die „Bootleg Series 1-3“ gewesen, aber mittlerweile fehlt da ja schon so viel… das jetzt da ist. Gut getroffen, perfekt gesammelt.
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