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Technische Innovationen. Mit Schiesserei!

31. Januar 2003

Das Haus meiner Tante ist zerlegbar. Nicht so mühsam mit Wekzeugen zerlegbar, sondern so, dass man einfach ein Zimmer von einer Seite wegnimmt und auf der anderen wieder ansetzt. Auf diese Art läßt sie das Haus langsam den Hügel hinunterwandern.

Mein Memorystick ist verschwunden, endlich finde ich ihn im hohen Gras. Aber die Kontakte sind abgebrochen, korrodiert, teilweise fehlen sie ganz. Ich bin verzweifelt. Ich brauche die Bilder, die da drauf sind.

Im nächsten Dorf gibt es einen, der das reparieren kann, sagt man mir. Ich nehme den Jeep und fahre hin. Der Jeep ist ein Radfüßler, das heißt, man könnte die Räder einziehen und dafür Füße ausklappen, so geht es über Stock und Stein. Aber auf der Straße fahren ist lustiger.

Das nächste Dorf sieht aus wie eine amerikanische Kleinstadt, und ich gehe in das typische amerikanische Kleinstadt-Kafeehaus-Restaurant, um nach der Adresse zu fragen. Plötzlich eine Schießerei. “Nicht schon wieder ein Amokläufer” sagt die Kellnerin gelangweilt, ohne mit dem Kaffee-einschenken aufzuhören. Ganz so cool bin ich nicht, aber ich habe meine Adresse und gehe auf die Straße hinaus. Da jagen sich Amokläufer und Sheriff immer im Kreis um eine Statue. Zwei Jungs sitzen am Gehsteigrand und kommentieren das, als wär’s ein Fussballspiel.

Plötzlich wird mir klar, dass der Typ mit der Pistole derjenige ist, der meinen Memorystick reparieren kann. Ich husche von Deckung zu Deckung. Als ich nahe genug bin, sage ich ihm, er soll mit dem Unsinn aufhören, ich hätte da was zu tun für ihn.

Er steckt die Pistole weg und schreit zum Sheriff “Das, war’s, ich hab Arbeit”. – “OK dann bis morgen” schreit der Sheriff zurück und verschwindet in seinem Büro.

Reparieren kann er das Ding nicht, meint er, aber die Bilder könnte er mir rausholen. Ob mein Jeep mit dem Laptop verbunden wäre? Ja klar, das ist er.

Er nimmt den Memorystick in den Mund, kaut darauf herum, steckt dann den Finger in den Zigarettenanzünder.

“Oh, sie waren auf dem Mars?” fragt er höflich, während sich die Bilder eins nach dem anderen auf dem Laptop-Schirm aufbauen. “Wie war’s denn?”

“Nicht besonders”, sage ich. “man ist so schwerfällig. Und auf der Station sitzen lauter Techno-DJs Aber die Landschaft ist Wahnsinn, sie sehen ja…”

Dann frage ich ihn, was ich ihm schuldig bin. Ich soll doch einfach mal als Geisel vorbeikommen, schlägt er vor. Wir einigen uns auf Samstag.

Mein Jeep kann nicht nur fahren und laufen, er kann auch fliegen. Während ich meine Marsbilder verschicke, lasse ich ihn eine Runde über den Rocky Mountains drehen. Ist schon schöner als auf dem Mars, irgendwie.

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