13. August 2003

Summer in the City

Der heißeste Tag des Jahres, sagt der ORF, und das kann durchaus stimmen. Wieder einmal treibt es mich auf die Post, diesmal in Geldangelegenheiten. Kunden und Angestellte dermaßen überhitzt, dass sie konsequent aneinander vorbeireden. Trotzdem gelingt es mir, einen Erlagschein auf ein deutsches Konto einzuzahlen, auch im Jahre 2003 ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

(Dass ich schon seit Monaten darum bettle, dass meine alte Telebanking-Klick-PIN fürs neue “Sofabanking” freigeschaltet wird, ist eine andere Geschichte. “Das haben wir schon längst übertragen!” – “Funktioniert aber nicht.” – “Ich schau mir das an und ruf sie zurück.” Kein Rückruf. Wochen später rufe ich wieder an; selber Dialog, ad Infinitum. Letzthin offenbar ein Schlauerer: “Ja, ich seh schon, da hats was.” – “Kann ich nicht einfach eine neue PIN kriegen?” – “Nein das geht nicht, ich schau mir das an und ruf sie zurück.” Na dann.)

Egal, also, völlig durchgeschwitzt aus der Post, weil es da drin etwas kühler ist als draußen und der Schweiß daher abrinnt, statt sofort zu verdunsten. Der Asphalt atmet Backofen, und ich habe größte Lust, spazierenzugehen. Mag schon sein, dass ich etwas pervers bin, aber ich liebe das; die Thermik über dem heißen Beton so stark, dass man das Gefühl hat, man würde gleich abheben. Viel nackte Haut, schöne und weniger schöne; alle Arten von Gerüchen wabern durch die Gassen, gute und weniger gute; und der Gang verändert sich, weiß auch nicht, irgendwie aufrechter und hüftbetonter.

Plötzlich Regen. Seltsam. Also, ein paar Tropfen. Nur dass da gar keine Wolke ist. Ich meine, natürlich ist da schon eine Wolke, aber ganz drüben, am Horizont. Hm.

Mal kurz beim Amadeus eingefallen und einen mir noch unbekannten Franzen mitgenommen, in der Absicht, mich mit einem großen Glas irgendwas unter einem Sonnenschirm niederzulassen und dort ein bis zwei gemütliche Stündchen zu verbringen. Leider ist die Unter-dem-Sonnenschirm-Klientel höchst deprimierend. Hier retro-yuppiesk, dort frühpensioniert im Trevira-Hemd. Ich verdurste und hole mir stattdessen ein Cola vom McDonalds, in dessen Gastgarten 4 arabische Kinder mit einem wohlwollenden Vater Pommes verdrücken. Während er, das schließe ich aus der Gestik, den Kindern erklärt, dass man die Tauben weder füttern noch treten sollte, werden die – also die Tauben – plötzlich sehr viele und sehr aggressiv, übernehmen im null Komma nix das Tablett und damit die Pommes, während der Vater seine Kinder in Sicherheit bringt. Wir wechseln einen Blick ungläubigen Staunens. Die Vogelschnäbel hacken nicht nur aufeinander ein, sondern auch auf eingreifwillige Menschenfinger. Friedensvögel, dass ich nicht lache. Leider die Kamera nicht dabei.

Dann weiter spaziert; eigentlich einen kleinen Einkaufsbummel in der Neubaugasse vorgehabt & plötzlich riesige Tropfen, vereinzelt zuerst, dann mehr, ein ziemlich heftiger Donner.

Also stattdessen, mein Fenster ist offen und die Windböen lassen nichts Gutes ahnen, in einer der Hitze wenig angemessenen Geschwindigkeit nach Hause geeilt; mit und ohne Regen, nur donnern tut es die ganze Zeit.

Kaum hab ich die Gasse erreicht, schüttet es. Als ich allerdings im vierten Stock auf eine mittlere Überschwemmung treffe, hat es schon wieder aufgehört (keine Katastrophe, da hat nur wieder niemand das Gangfenster zugemacht.) Und als ich die Suppe aufgetunkt habe, brennt die Sonne wieder wie gehabt.

Zwar ist es jetzt deutlich kühler, wirkt aber heißer wegen der Luftfeuchtigkeit. Und für den Einkaufsbummel ist es zu spät.

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