24. März 2023

Staubig

Aus seltsamen Gründen verschlug es mich in seltsame Gegenden. Ein Netzteil, das ich brauchte, hatte Versandzeiten von drei Wochen, aber bei einem Händler eine angebliche Abholzeit von drei Tagen. Die drei Tage wurden aber zu sechs Tagen, und als ich es abholen wollte, scheiterte ich erst einmal an den Geschäftszeiten. Danach war ich im Stress, kurz kränklich, und schließlich außerhalb Wiens unterwegs. Ich hätte mir das Ding also genausogut schicken lassen können. Stattdessen heute im Süden der Stadt durch ein tristes Industriegebiet geschaukelt, eigentlich wollte ich danach wandern, aber kaum hatte ich das Netzteil in der Tasche, begann es zu nieseln. Der Nieselregen passte gut in die Gegend und roch zudem nach Sommerregen, kühle Tropfen auf heißem, staubigen Asphalt.

Wie immer in solchen Ecken eine seltsam fremdvertraute Sehnsucht nach, ja, wonach? Nach endloser Landstraße einerseits, nach kalten, anonymen Büroräumen andererseits, alles nicht schlüssig und unverständlich. Und gleich darauf die Lust, wieder einmal die Städtesimulation anzuwerfen, auch wenn solchermaßen halbverlassene und seit langem bröckelnde Hallen ehemaliger Vorzeigeindustrie dort niemals in dieser Form auftauchen; an einer Ecke eine blauweiße Bretterbude, ein Imbisstand, verblüffenderweise ein griechischer, das einzig lebendige Eckerl weit und breit. Ein paar Straßen weiter ein Brottempel, der immerhin in modernem Hochglanz dasteht, eigenartiger Kontrast zur Umgebung.

Leider fängt es stärker zu regnen an, ich nehme also doch wieder den Bus und schaukle Richtung S-Bahn. Ein Fahrgast telefoniert brüllend und beschreibt seine neue Wohnung in den langweiligsten Details. An einer roten Ampel dreht sich der Busfahrer um, rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf. Das lässt mich grinsen. Immerhin.

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