So ein Theater

29. Januar 2021

Dem Morgen graut. Innen raki-bedingt, draußen regnet’s stetig vor sich hin. Ich grummle leise in mich hinein, überlege lange, ob ich Frühstück bestellen soll, dann ist aber eh schon fast Mittag und ich mach mir Nudeln mit Ei. Danach Arbeit.

Irgendwann brauche ich dringend Frischluft. Die Sonne ist herausgekommen und ich stelle fest, dass tagsüber vom angeblichen Lockdown kaum etwas zu merken ist. Viele Menschen auf der Straße, viele Geschäfte mit einem Verweis auf Click&Collect offen, der in einigen Fällen höchstens alibihalber an der Tür hängt. Ich drehe eine Runde über den Naschmarkt, der zwar schlecht besucht ist, wo die Besucher aber die Maskenpflicht auf Marktgebiet weitgehend ignorieren. Ich fühle mich trotzdem sicher hinter meiner schwarzen FFP2 Maske. (FFP steht übrigens für „Fetzn für die Pappn“, habe ich kürzlich auf Facebook bekichert)

Ich finde das gute Henna und nehm eins mit, der Preis hat sich innerhalb eines Jahres von 2,50 auf 5 Euro verdoppelt, ich kommentiere das nicht, bei meiner jetzigen Haarlänge reicht eine Packung fürs ganze Jahr.

Auf der Margaretenstraße sitzt einer gegenüber von einem geschlossenen Lokal, Typ übriggebliebener Althippie, und als ich vorbeigehe, zeigt er auf ein Plakat und sagt: „Dort ist die Speisekarte!“ – Ich schau das Plakat an, es ist der Veranstaltungskalender vom letzten Jahr. „Tolle Speisekarte! Gutes Essen!“ ergänzt er. Ich schaue, ob da noch etwas hängt, aber es gibt nur den einen Zettel. Kurz zögere ich, dann schenke ich ihm ein Lächeln und sage „Danke!“ im Weitergehen. Ich muss nicht alles auflösen, eine Prise Surrealität steht dem Tag ganz gut.

11200 Schritte.

Dann wird es, Zeit sich für das interaktive Online-Theater zurechtzumachen. Goodbye Kreisky hat einen spannenden Plot und ist sehr perfekt auf das Zoom-Format umgesetzt, bin sowohl inhaltlich als auch formal beeindruckt. Und Spass hat’s auch noch gemacht.

Ich finde es aber noch anstrengender, über die Kamera mit einer Gruppe zu interagieren, als im normalen Leben eh schon, stelle ich fest.


Wahrscheinlich hätte ich danach nicht die Nachrichten aufdrehen sollen, der Nehammer macht den mühsam geretteten Tag postwendend wieder kaputt.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Voriger Beitrag

Was heute nicht geschah

Nächster Beitrag

Verweht, verplant, verstrickt

Gehe zuNach oben