5. April 2015

Schrauben-Troubles

31 Monate ist es her, meint Instagram, dass ich den (damals) neuen Bürosessel zusammengschraubt habe. Vor etwa 10 Tagen fiel mit einem sanften Klackern eine Schraube aus dem Ding. Ich machte „hm…“, vermutete, ich hätte wohl nicht gut genug geschraubt, und schaute mir das genauer an. Die Betrachtung ergab, dass zwar einige Schrauben etwas locker waren, aber keine fehlte. Das mysteriöse Klapperding konnte also nur aus der Lehne gefallen sein, die (vorgefertigt) mit einem auf den ersten Blick nicht leicht entfernbaren Plastik-Deckel ausgestattet war. Da dran zu kommen, währe mühsam, außerdem wartete eine Deadline. Ein Schrauberl weniger wird schon nicht so schlimm sein, dachte ich mir.

Ein paar Tage später klapperte es erneut. Ich machte „hm-hm“, legte das zweite Schrauberl zum ersten und wandte mich wieder meiner mittlerweile noch drohenderen Deadline zu.

Vorgestern klapperte es zum dritten Mal. Fortan wollte die Winkel-Verstellung der Rückenlehne nicht mehr wirklich mitspielen. Ich seufzte mit einem Blick auf die 3 unschuldig herumliegenden Schrauberln und beschloss, mir das am Wochenende endgültig genauer anzuschauen, und mich bis dahin möglichst nicht mehr anzulehnen.

Heute klapperte nichts. Stattdessen kippte ich, als ich den gefassten Vorsatz in Sachen Anlehnen kurz vergaß,  mit kräftigem Gepolter hintüber und fand mich nach der wohl uneleganten, aber effektiven Fallrolle (immerhin blieb ich unverletzt) Aug in Aug mit dem vierten Schrauberl auf dem Boden wieder. Da half kein Seufzen und kein „hm“en, jetzt war es Zeit für kräftige Flüche. Nachdem ich sowohl den Sessel als auch meine nachhatlige Untätigkeit ausreichend beschimpft hatte, machte ich mich an die Arbeit. Man kann sich kaum vorstellen, wie lange man auf 28 Quadratmetern nach einem Inbus-Schlüssel suchen kann. Ich sage nur: lange.

Danach galt es, die sperrige Plastikabdeckung zu besiegen. Nach einiger Inspektion kam ich zu dem Schluss, dass das nur mit Gewalt geht, und dass man den Sessel dann halt ohne die elegante Plastikabdeckung be-sitzen würde müssen. Macht nichts, hinten habe ich eh keine Augen. Dann staunte ich, denn die Abdeckung war nicht etwa angeklebt oder angeschweißt, sondern mit kleinen Kügelchen in kleinen Vertiefungen verankert. Ich hätte Fotos machen sollen, aber das fiel mir in meinem (un)gerechten Zorn nicht ein. Immerhin war die Abdeckung also wieder anbringbar.

Unerfreulich hingegen die Lage an der Schraublöcher-Front. Schon der erste Blick zum Stirnrunzeln: Die Stange, die den Sessel mit der Lehne verbindet, war mit den besagten 4 Schrauberln an die Plastikinnenseite der Lehne geschraubt gewesen – kein Stückerl Metall weit und breit. Das Plastik hatte die Belastung von Anlehnen, aufstehen und Kippen nicht gut verkraftet und war ringsherum ausgfranst. Irgendwie hinterhältig, denn alle die Teile, die man beim Zusammenbauen des Sessels zu Gesicht kriegt, machten einen wertigen und durchdachten Eindruck. Aber hinter den Kulissen…

Ich schuf also knapp daneben neue Löcher und stellte dann fest, dass auch die Schrauben nicht die Feinsten waren. Im Gegnsatz zu den selbst verbaubaren verloren sie schon nach kurzem Kontakt mit dem Inbus den Griff. Weichmetall auf Weichplastik, sozusagen.Trotzdem schaffte ich es mit etwas Mühe, die Stange wieder an die Lehne zu mcguyvern. Für alle Fälle überzog ich die strategischen Stellen des Schlachtfelds mit etwas Kraftkleber. Der tat, was er sollte, ohne das Plastik aufzufressen. So weit, so gut.

Aber wenn’s das nächste Mal klappert…

…werd ich sicherlich recht beunruhigt „hm“ sagen.

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