Ein Schmuckmarkt neben einem Benefiz-Fussball-Turnier wollte besucht werden – Details dazu drüben beim Dorian.
Selber war ich viel zu sommerfroh, um mich mit Stilfragen oder altersadäquater Kleidung aufzuhalten.
Nach viel Geplauder mit besten Arbeitsabsichten den Rückweg in die Stadt angetreten. Allerdings war die Straße im Halbwald viel zu hübsch, um sich in einen Bus zu setzen, der ohnehin erst in 17 Minuten gekommen wäre, und ich spazierte ein Stück zu Fuß. In dieser Gegend hatte ich vor ziemlich genau 20 Jahren einmal sechs Wochen in einer verwunschenen Pension verbracht (zwischen zwei Wohnungen sozusagen), und ich machte ein paar Schwenks zur Spurensuche. Allein, die Pension gibt es nicht mehr. Das fragile Haus mit Jugendstiltür- und Fenstern, mit den nachts säuselnden Trauerweiden im Garten, mit der grantelnden uralten Gastgeberin („Wenn’s noch zehne hamkumman, sans leise! Und nach zwöfe kummans am besten goa nimma!“) hat offenbar modernen Appartments Platz gemacht, die so ganz und gar kosmopolitisch charakterlos an dieser Straße stehen, dass einem das Träumen für immer vergehen könnt.
Und auch sonst gibt es so einiges nicht mehr, hier draußen. Das Füllfeder-Geschäft, in dem ich meine erste Lamy Safari gekauft habe, gibt’s nicht mehr. Das Lokal mit dem unglaublichen Garten, in das ich immer mal gehen wollte, aber nie gegangen bin, gibts nicht mehr.
Und das Lokal, in das ich eigentlich nie gehen wollte, weil die Ankündigung an der Tür immer schon etwas fragwürdig wirkte, das gibt’s auch nicht mehr.
Als bekennender Vorstadt-Fan war ich dennoch beglückt über meinen Spaziergang. Kleine Geschäfte, Hundeomis, Babymütter. Hiesige und Zugezogene, alle scheinen etwas mehr Zeit zu haben, als man so aus der Innenstadt gewohnt ist. Brennsonne und Wind, der mir den Strohhut so oft vom Kopf weht, bis ich ihn endgültig in den Rucksack stopfe. Aber das Gewitter, vor dem sich alle fürchten, kommt nicht. Noch nicht. Ein Sommertag, den ich mir nach und nach erstehle. Die Arbeit muss warten. Morgen solls ja eh kalt werden. Ein Eis noch aus einem tatsächlich übriggebliebenen Greißlergschäftl, ein paar hundert Meter weiter ein Mineralwasser aus einem anderen, halb schon türkisch angehauchten, allerdings mit einheimischer Bedienung.
Beim Stadtbahnbogen dann doch wieder in die Straßenbahn eingestiegen, warum eigentlich? Seltsam desinteressiert am EM-Spiel, dessen Tore – auch die vom Elferschießen – mir die App brav meldet. Polen ist weiter. Na bravo.