Foto (c) Murai .hr

Pures Entsetzen

16. Januar 2005

Wenn man so leicht angeschlagen durchs Wochenende kriecht und aus diesem Grund den Vorgängen gegenüber der Fernbedienung eine Spur mehr Aufmerksamkeit schenkt als sonst, kann einem wirklich die Lust auf das Leben da draußen vergehen. Dass das Fernsehprogramm flacher ist als die meisten Bildschirme, ist wirklich nicht neu. Dass es aber mehr und mehr – und in den Eigenformaten der Privaten mittlerweile fast ausschließlich – darum geht, irgendjemanden blosszustellen, irgendeinem anderen auf bislang ungekannte Art und Weise eine reinzuwürgen – das finde ich bedenklich.

Das hat mit Big Brother noch etwas verhalten begonnen, wurde in den Superstar-Formaten offensichtlicher, im Dschungelcamp brauchte man schon keine “künstlerische” Rechtfertigung mehr dafür – und den vorläufigen Höhepunkt erreicht die Entwicklung in der Dicke-Kinder-Hatz auf RTL2.

Klar kann man wegschalten. Tu ich ja auch. Aber was mich nervös macht, ist, dass Programme ja nur produziert werden, wenn sie ankommen. Das heißt, es existiert ein mehrheitsfähiges Publikum, das sich köstlich darüber amüsiert, wenn sich da vorn auf dem Schirm einer möglichst offensichtlich blamiert. Psychisch oder physisch, egal. Hauptsache einer liegt im Dreck.

Kein Wunder, dass man sich auch in der Werbung beschimpfen lassen muss. “Leben Sie immer noch hinterm Mond?” – Ja, und so wie es vor dem Mond aussieht, beabsichtige ich auch, dort zu bleiben.

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