Plötzlich klingen sie wieder aus Lautsprechern, die Stimmen und Gitarren, die vor nicht ganz zehn Jahren ebenso übergangslos aus den Radios verschwanden, wie sie 18 Monate darin aufgetaucht waren. In der Szene hat man sich damals erzählt, Papermoon wäre von Ö3 boykottiert worde und hätte über Radio CD den Einstieg in die Verkaufscharts geschafft, worauf Ö3 zähneknirschend nachgeben und “Tell me a poem” ebenfalls spielen musste. Ob das allerdings stimmt oder Legende ist, weiß ich nicht.
Ihre Musik ist sich sehr ähnlich geblieben – ob man das Qualitätsbeweis oder als Selbstbeklau sieht, bleibt der Einstellung des Hörers überlassen. Der Sound als direkter Emotionsträger jedenfalls schafft es, mich geistig in jene Tage zurückzuversetzen – und ich stelle als auffallendsten Unterschied an mir selbst fest, dass mein Grundvertrauen in die Welt, in die Menschen (und vielleicht sogar in mich selbst) damals sehr stark war, heute aber gegen Null tendiert. Eine Erkenntnis, die in ein ziemlich seltsames Gefühl mündet – als hätte ich etwas unfassbar Wertvolles verloren, das ich um keinen Preis wiederhaben möchte.
Radio CD hat damals übrigens aus Bratislava gesendet – in Österreich herrschte noch uneingeschränktes Rundfunkmonopol. Auch Dorian ist dort zwei Mal interviewt worden – einmal im Zusammenhang mit unserer Rumänien-Spendenaktion, und einmal als Musiker. Aber das ist eine andere Geschichte, und die wird ein anderes Mal erzählt werden.