Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass ich das akribische Musiksammeln aufgegeben habe und zur gläubigen Spotify-Anhängerin mutiert bin. Und ich könnte nicht behaupten, dass ich jemals unglücklich gewesen wäre mit dem Dienst oder mit meiner Entscheidung, alle meine musikalischen Bedürfnisse in die schwedisch-grüne Wolke zu legen. Deshalb habe ich auch nie nach Alternativen gesucht, sondern ähnliche Services von fern mit einem freundlichen Kopfnicken begrüßt: “…aha, noch ein Streaming Dienst!”
Vermutlich hätte ich noch jahrelang genau so zufrieden weiter gespotified, hätte mich nicht jemand gefragt, was ich von Google Play Music halte. Manchmal macht’s mich durchaus froh, wenn man mich als kompetente Ansprechpartnerin in allen digitalen Bedürfnissen betrachtet, und um den guten Ruf zu bewahren, kann man natürlich keine Empfehlung abgeben (“Wozu Google Play Music!? – Nimm doch einfach Spotify!”), ohne das hinterfragte Ding getestet zu haben. Ich begab mich also in die glitschigen Arme des gefürchteten Datenkraken und testete. Premium-Kosten, Song-Verfügbarkeit und Streaming-Qualitäten der beiden Kontrahenten standen einander um nichts nach. Ich hatte nach wie vor eine deutliche Sympathie für die nördliche Indie-Variante, aber da war noch ein Button im Eck des Google Players, der… irgendwie interessant war. “Musik hinzufügen”. Was’n das?
Ich googelte rum, las ein bisschen was und war fasziniert. Die eigene Sammlung hochladen und jederzeit überall verfügbar haben? Nicht mehr zwei verschiedene Player brauchen, um aktuelle Bedürfnisse und alte Sound-Liebschaften abzuspielen*? Nicht mehr entscheiden, welche und wie viele der online nicht verfügbaren Sound-Schmuckstücke auf den neuen Player/das neue Telefon müssen, dürfen oder sollen? Eigene Aufnahmen, obskure 70er-und 80er-Juwelen nicht nur auf händisch erstellten Medien, sondern einfach automatisch und immer und überall abspielen können? Mit fehlen die Worte, in Neusprech: Boah, ey!
Oder aber auch: Ned bled, wie der g’lernte Wiener sagen würde. Ich warf alle etwaigen Privacy-Bedenken (ich hab eh kaum welche) über Bord und dem Kraken alle meine Musik-Dateien zum Frass vor. 15.236, um genau zu sein (bis zu 20.000 frisst er, da hat meine Sammlerleidenschaft Glück.). Dann tat ich ein bisschen was Arbeitsames, bevor ich mich auf einen Sonntagsspaziergang begab. Mit Fon und Kopfhörer natürlich. Und, was soll ich sagen? Sie waren alle da. Die Musikschätze, an die ich manchmal gedacht habe in den letzten Jahren, die ich aber kaum gehört habe, weil: Man ist halt grad in einem Interface und will nicht ins andere wechseln, eh klar, der Mensch ist (ich bin) faul. Zumindest so lange es eigentlich nix zu meckern gibt. Und zu meckern gab es bei Spotify, wie gesagt, eh nix.
Aber das: Nach einem Künstler suchen, und nebeneinander die neuesten Releases und die alten, nicht in online-Diensten verfügbaren Alben sehen? Die offizielle Album-Version eines Songs und das allererste Demo desselben Songs (in befreundetem Studio aufgenommen) untereinander gelistet sehen?
Excuse me for a while, I am in music heaven.
* Der Fairness halber sei erwähnt, dass Spotify schon auch lokale Dateien abspielt. Leider aber ist es nach all den Jahren immer noch ein Problem, wenn die auf einer externen Festplatte liegen… schade eigentlich.
[…] Nicht allzu viel Neues. Seit dem Switch zu Google Play Music war ich vorwiegend damit beschäftigt, meine alten Schätze wiederzuentdecken. 3 Entdeckungen […]