Neue Haare & schöne Tiere

10. September 2021

Der Freitag beginnt arbeitsam, ein Artikel will perfektioniert werden. Danach zum Friseur. Habe mir einen türkischen Salon ums Eck ausgesucht, den einzigen weit und breit, der auch Frauen frisiert. Entgegen meiner Befürchtungen beim Anblick der doch recht aufgetakelten anderen Kundinnen horcht die Friseuse auf meine Wünsche und macht mir im Nullkommanix eine Frisur, die deutlich näher an meiner Idealvorstellung ist als alle Haarschnitte der letzten 10 Jahre. Als ich ihr das so sage, erklärt sie mir: „Ist nicht schwer, die Haare sagen schon, was sie werden wollen.“ Na dann! Ich komme wieder.

(Dazwischen fasziniert und amüsiert über lange, türkische Wortschwalle zwischen ihr und einer Kollegin, in denen immer wieder das Wort „Buttercroissant“ vorkommt.)

Nachmittags Kleinigkeiten, aufräumen, dann ganz untypisch für mich ein kleines Nickerchen. Aber als mich die Müdigkeit erwischt, fürchte ich, dem Abendprogramm ohne Rast nicht mehr gewachsen zu sein.

Das Abendprogramm, das ist nämlich die Buchpräsentation von Christian Schwetz, unterstützt von Novi Sad. Ich wandere ein bisschen kopflos durch den sommerheißen Septemberabend, weil mich Nachmittagsschläfchen immer etwas kopflos machen, komme aber trotzdem irgendwann im transdanubischen Werkl an. Die Location erinnert in vielen Dingen an (viel) früher, sogar die Volksstimme liegt herum. Es ist auch (will mir scheinen, durchgefragt habe ich nicht) das erste Mal seit Jahren, dass meine Anwesenheit den Altersdurchschnitt nicht anhebt.

Wunderbare Lesung, wunderbare Musik. Vielleicht sogar ein bisschen Wasser im Aug, als die Gitarre genau das richtige Gefühl trifft, aber nur kurz, denn zu lachen gab es auch einiges. Das erste richtige Konzert Post-Lockdown, und zwischen dem Zuhören denke ich, wie sehr mir solche magischen Momente doch gefehlt haben. Oder eigentlich nicht gefehlt haben, vielleicht bin ich zu pragmatisch und arrangiere mich so automatisch mit dem Hier und Jetzt, dass mir erst im Wiedererleben auffällt, was mir fehlen hätte sollen. Egal. Es war ganz wunderbar.

Längerer Heimweg dann, ich habe noch immer nicht durchschaut, wieso ich mit der Straßenbahn blitzartig vom Hauptbahnhof im neuen Zuhause bin, aber deutlich länger latsche, als die drei Straßenbahnstationen dauern sollten.

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