Es ging bereits auf 23h Uhr zu, als meine Fitness-App freundlich piepste: „Dir fehlen noch 1700 Schritte bis zu deinem Tagesziel!“. Jo mei, dachte ich zuerst. Es ist spät. Es ist nass. Es ist windig, und es ist kalt. Dann aber stellte ich verblüfft fest, dass ich eigentlich Lust hatte, noch einmal da raus zu gehen. Und mir fiel zusätzlich noch ein, dass ich vergessen hatte, Kaffee zu kaufen.
Also ab in die Winterschuhe (Winterschuhe! Mitten im September), die Winterregenjacke an und raus.
Der Weg zur Tankstelle war nass. Er war windig. Er war kalt. Aber irgendwie… ja: lebendig.
Mein Lieblingskaffee war aus, und an der Kasse krümelte ein asiatisches Pärchen aus diversen Jacken- und Hosentaschen Cent für Cent den Preis für zwei Gösser zusammen. Joah, dachte ich. Es ist Freitag. Es ist nass, es ist kalt, und es ist windig. Ich könnte mir ja auch ein Bier mitnehmen. Mit nach Hause ins Warme.
Mit Nicht-Lieblingskaffee und Bier bewaffnet die letzten 500 Schritte auf der Fitnessuhr. Bei der Ampel am Park ein Typ in T-Shirt und kurzen Hosen. „Bin eh gleich da“ rief er in sein Telefon.
Man könnte ja auch, dachte ich. Zum Bahnhof gehen und in den nächstbesten Zug steigen. Oder einfach zu Fuß Richtung Süden gehen. Schritt für Schritt. In der Kälte, im Regen, und im Wind. Weil wer weiß: Vielleicht bleibt das Wetter jetzt so. Bis zum März vielleicht sogar. Und das würde ja wirklich niemand aushalten, oder ich zumindest nicht.
Aber als ich fertig gedacht hatte, war ich schon wieder an der Haustür. Es wird sicher noch einmal erträglich warm werden, dieses Jahr. Vielleicht. Und außerdem wartet das Strickzeug.
Prost!