In letzter Zeit so triviales Zeug geträumt, dass ich letzte Nacht tatsächlich froh über ein alptraumartiges Gschichtl war, das beweist, dass mein Unterbewusstsein noch mehr zu bieten hat als Nudeln kochen und Hunde frisieren.
Das Setting in einem abgetakelten Hotel war malerisch finster, der pawlatschengesäumte Innenhof mit Gras und Stauden überwachsen. Aus der Decke des Speisesaals sickerte Blut, das allerdings zuerst kein richtiges Blut war, sondern Himbeersaft – es war eine Art Krimidiner, bei dem es darum ging, den „Mörder“ zu fassen. Dummerweise schien die Geschichte sich nur zu wiederholen. Nach dem Himbeersaft aus der Decke fiel die „Leiche“, eine lebensechte Gummipuppe, aus den zerberstenden Deckenbrettern, die Gruppe lief zusammen, doch bevor man sich auf eine Todesursache einigen konnte, tropfte neues Blut aus einer anderen Stelle der Decke, und mit demselben Krach wie vorher fiel eine weitere Puppe in den Raum. Verblüffung teilte die Detektive in zwei Gruppen, die einen meinten, da wäre wohl ein Fehler in der Computersteuerung, die anderen begannen schon den mutmaßlichen Serienmörder zu analysieren. Da tropfte es wieder rot aus der Decke, ein neuer Krach, und die dritte Leiche war echt, unser Gastgeber, der sich vor kurzer Zeit mit hintergründigem Lächeln verabschiedet hatte, lächelte nicht mehr, sondern hatte ein großes Einschussloch in der Stirn.
Plötzlich fehlten ein paar Leute aus der Gruppe, im Kerzenlicht war unklar wer und wie viele, einige mahnten zum Zusammenbleiben, andere wollten sich lieber so weit wie möglich von den Ereignissen entfernen. Ich zog mich ins Bad zurück und begann, aus welchen Traumgründen auch immer, Wasser in die Badewanne einzulassen, das allerdings auch blutrot und unappetitlich aus dem Hahn floss, begleitet von quietschenden, pfeifenden Rohrgeräuschen, die ebenso gut Schreie sein konnten. Draußen ein Knall, Schuss oder zufallende Türe, da war ich nicht sicher, dann ein bösartiges Hohngelächter ganz in meiner Nähe. Es war der Klingelton vom Mobiltelefon des Gastgebers, vorsichtig nahm ich den Anruf an, ohne etwas zu sagen. „Das hast du nun davon“, brüllte eine fernsehbekannte Stimme, dann wurde aufglegt. Ich suchte im Posteingang nach dem Drehbuch, fand aber stattdessen eine Mail, die dem Gastgeber empfahl, doch lieber keine echten Mörder für seinen Event zu buchen, Schauspieler wären gut genug.
Jemand rüttelte an der Badezimmertür, und ich zog mich hinter den Duschvorhang zurück, wo ich überlegte, wie ich das verrammelte Fenster öffnen könnte. Die Tür hielt, und ich löste das Fenster-Problem mit einem Besenstiel, der erst zu kurz war, aber praktischerweise immer länger wurde, bis ich damit die Bretter vor dem Fenster entfernen konnte.
Draußen hatte es zu regnen begonnen. Ich schlich unter den Fenstern vorbei in Richtung Straße,wo sich bereits Blaulichter tummelten. Auf Polizei hatte ich allerdings auch keinen Bock, deshalb wählte ich den Weg durch den Wald. Als die Sonne aufging, sah ich die Stadt in der Ferne. Ein wunderschöner Anblick.