Unruhiger Schlaf, in einem Traum fahren Autos direkt in den Felsen, der sich hinter ihnen wieder schließt, andere tauchen daraus unbeschädigt wieder auf. Es gibt auch einen Lift zu dieser unterirdischen Stadt, in den ich steige. Ich will da absolut nicht hin, muss aber aus irgendwelchen Gründen. Mit unterirdischen Engegefühlen aufgewacht.
Ein Arbeitsausflug ist angesagt, mit dem Bus, das mag ich nicht so gern wie mit dem Zug, aber das Südburgenland ist halt bahntechnisch unerschlossen. Steigt man mit dem Klimaticket in den G1, wird man gefragt, bis wohin man fährt, nicht nur ich, sondern alle. Möglicherweise notiert das der Fahrer für eine Statistik, was ja sinnvoll wäre, aber wenn, dann tut er das nicht gleich.
Das Wetter ändert sich zwischen Wien und Güssing nicht, es bleibt gleichbleibend nebelsuppig. Meinen Laptop hatte ich nicht aufgeladen, daher blieb er zu Hause, aber in den neuen Bussen gibt es auch Steckdosen. Nächstes Mal weiß ich es. Heute begnüge ich mich damit, die wichtigsten Mails am Fon zu beantworten, und bin dann dankbar, mit FM4 im Ohr in die Nebelgegend hinausträumen zu dürfen. Hier, weit von der Welt, gibt es wunderliche Dinge, etwa eine „Erlebnistankstelle“ (nicht im Bild, zu schnell vorbeigehuscht).
Nicht ganz zwei Fusskilometer zum interessanten Termin, von dem anderswo noch die Rede sein wird. Dann bleiben mir eineinhalb Stunden, bis ein Bus zurück geht, und ich schaue noch bei der Ölmühle nebenan vorbei. Aber kein Kürbiskernöl, leider. Und keine Geschichten. Also weiter nach Güssing Zentrum. Das Wetter hat sich nicht verändert, die nebelige Burg weist den Weg.
Ein Flüsschen liegt auch am Weg, der streckenweise recht bergauf geht. Zwischen den Häusern lugen ein paar Teiche hervor, nicht sonderlich fotogen, und ich erinnere mich, darin schon einmal geschwommen zu sein. Am Hauptplatz hat Güssing eine Geschichts-Installation, aber die bronzenen Zuschauer*innen bleiben distanziert.
Der Fleischer, den ich auch besuchen wollte, hat montags geschlossen, so nehme ich noch einen Cappuccino im Café am Platz, in dem außer mir nur terrische Senioren sitzen. Die lauthalse Stimme der kommunikatinsfreudigen Kellnerin vertreibt mich bald, aber jetzt geht der Bus eh gleich.
Wieder nebelt die Landschaft vorbei, dann beginnt sie zu dunkeln. Ich habe die Heroes del Silencio im Ohr, die die vorbeiziehende Landschaft zu einem Film machen. Fast gelingt es mir, mir vorzustellen, dass ich in einem völlig fremden Land bin, aber nach einem kleinen Nickerchen auf der Autobahn komme ich doch nur wieder in Wien an.
Aus irgendeinem Grund habe ich noch im Bus Heißhunger auf eine fettige, ungesunde Käsekrainer. Das kenn ich so nicht, normalerweise habe ich zwar Hunger, aber nicht unbedingt auf etwas bestimmtes. Ich hole mir auf dem Heimweg vom Bus eine aus dem Supermarkt und werfe sie sofort in die Pfanne. Zu müde, noch viel zu arbeiten dann, und außerdem muss ich morgen auch noch einmal aufs Land.