Morgengrauen

19. Juli 2002

Höhle, lebendig. Pulsiert in Regenbogenfarben. Wie am Flugdrachen hindurchkurven, den Windungen und Falten folgen. Hier war ich schon einmal, zu dieser Musik, die fehlt heute, oder auch nicht: Es sind hellere Töne, die mich begleiten.

Irgendwann weiten sich die Wände, und ganz oben in der Decke ist eine kleine Lücke. An den Wänden entlang quälen sich Menschen mit Seilen hochzuklettern, um diese Lücke zu erreichen. Wozu? Wenn es doch viel einfacher geht?

Mitten durch den Höhlensaal fließt ein Fluss, leuchtendes Wasser, und auch er führt ans Tageslicht. Die Flöße am Ufer haben Schilder, da stehen Zitate drauf: Wo du nicht lieben kannst, da geh vorüber, Man sieht nur mit dem Herzen gut, Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst, ach, da ist ja meines: das Leben ist eine Rutschbahn.

Leinen los und den leuchtenden Fluss entlang ins freie, die Musik wechselt jetzt, mein Traum-DJ hat einen seltsamen Sinn für Humor – nein: es ist der Radiowecker (vermutlich) meines Nachbarn, der in voller Lautstärke “Don’t worry, be happy” spielt. Na grossartig. Es ist halbsechs, und sogar dem Morgen graut.

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