Morgens im Bett überlege ich, wo die Jahre geblieben sind, in denen man „zwischen den Jahren“ nur aus dem Bett kroch, um etwas zu essen. Oder wegzugehen. Irgendetwas habe ich falsch gemacht, denke ich, bevor ich mit Kaffee bewaffnet den Computer aufdrehe, die Tagesliste ist schon wieder mit „sollen“ statt „wollen“ gefüllt. Die Wohnung will aber zuerst noch gelüftet werden; drei Maschinen Wäsche auf dem Ständer, für deren Trocknung ich gestern noch die Heizung aufgedreht habe, sorgen für Hammam-Erinnerungen.
Zwei Listenpunkte später denke ich, dass ich mir doch zumindest ein besonderes Frühstück verdient hätte, und sehe vor meinem inneren Auge die Avocado und die Shrimps aus dem Kühlschrank eins werden, ehe sie mir auf der Zunge zergehen. Der Geruch aus der Shrimpspackung lässt allerdings Tränen in die Augen steigen – und das nicht aus Freude. Ich verzichte auf den Umweg über den Küchenmistkübel und bringe das Packl gleich zur Tonne, nicht ohne unterwegs einen Blick auf das Ablaufdatum zu werfen. 5.1.2023. Da hat wohl jemand die Kühlkette unterbrochen. Die schon geöffnete Avocado wird stattdessen zu einem Aufstrich verarbeitet. Ich bin ein bissl grantig, das eine Mal im Jahr, wo ich mir sowas gönne, und dann das.
Noch ein bisschen was zu tun, dann zu einem Abendessen verabredet, das erwartet gemütlich, aber unerwartet köstlich wird. Im Oak-107 barbecuet man nach alttexanischer Art, und das schmeckt ganz ausgezeichnet.
Danach ein kleiner Absacker im Ammutsøn, wo mir das Super Lemon Ale von Ritual Lab ganz wunderbar mundet. Ist wohl Zeit, sich mehr mit italienischen Craftbieren zu beschäftigen, meine Begleitung schwärmt auch in den höchsten Tönen.
Mittlerweile ungewohnt, der nächtliche Heimweg durch die Stadt. Zwar hatte ich mir vorgenommen, wieder mehr Fotos zu machen, doch mein Blick bleibt desinteressiert und nach innen gerichtet.
