16. September 2014

Montagsspaziergang ohne Beute

Nachdem tagsüber wieder der Regen aus allen Wolken gefallen war, klarte es nachmittags sonnig auf. Ich hatte beruflich im 14. zu tun und beschloss danach, den Arbeitstag schon um halb fünf einen gewesenen sein zu lassen und zu Fuß nach Hause zu gehen. Man weiß ja nie, wie oft man die Sonne noch zu Gesicht bekommt vor diesem Winter, schon gar bei T-Shirt-Temperaturen. Wobei diese natürlich relativ sind; in der Stadt war heute von Spaghettiträger-Strandkleid bis hin zur Daunenjacke alles zu sehen.

Einen verlockenden Abstecher ins technische Museum versagte ich mir, ich wollte ja draußen sein und nicht drin.  Johnstraße und Linzer Straße glänzten mit gewohnt dichtem Verkehr, da half auch die lilaweiße Deko des Stadtgartenamts kaum.


Ein paar Schritte weiter riefen die Früchte ehemaliger Rosen ganz deutlich “Herbst!”.

Dann hatte ich die äußere Mariahilferstraße erreicht. Auf diesem Stückchen Straße trotz all seiner Beliebigkeit schon seit jeher das Gefühl, als müsste das Meer gleich um die Ecke liegen. Ich kann es beinah riechen! (Und dabei hat der Fischhändler schon vor Jahren zugesperrt!)

Es folgt eine stadtbildtechnisch leicht abgefuckte Atmosphäre, in der die Cafes gerne “Istanbul” heißen, obwohl die Sprachen ringsum eher slawisch klingen. Atmosphärisch recht entspannt, trotz der vorbeipreschenden Autos. Einige Ecken träumen nostalgisch von besseren Zeiten.


Richtung Westbahnhof zu wird es hektischer, lauter. 1-Euro-Shops und Friseurläden sieht man kaum mehr, hier herrschen Hostels und Internetcafes. Reisende mit Rollkoffern und Landkarten, ja, sogar noch ab und zu papierenen. Ich eile unter dem Bahnhof durch und erreiche die innere Mariahilferstraße, deren Fußgängerzone langsam Gestalt annimmt, wenn auch derweil noch baustellig. Und, ach: Dort wo einst mein Lieblingscappuccino in Bahnhofsnähe lockte, verhüllt sich heute eine Baustelle mit Riesenwerbung für schlechtes Bier.

An dieser Stelle einen großen Fehler begangen: Ich dachte, ich könnte ja den netten Frühabend in der Einkaufsstraße nützen, um nach dringend benötigten Herbst-Oberteilen zu stöbern. So lange nicht einkaufen gewesen, dass ich glatt vergessen hatte, wie ungern ich das mache. Aber die Unlust kam prompt zurück, je mehr Fetzen ich sehe, umso weniger will ich welche haben. Drei Kaufhausrunden später war ich mies gelaunt, hatte nichts entdeckt, was sich zu kaufen gelohnt hätte, und ging den Rest des Wegs nur mehr deshalb zu Fuß, weil ich es mir nun einmal vorgenommen hatte.

Ich will endlich meinen persönlichen Einkaufs-Assistenten im Internet, der mich automatisch mit passender Kleidung versorgt. Und fortan in Ruhe spazierengehen.

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