Die dpd-Lieferung war für „zwischen 10:30 und 14:30“ angekündigt, läutete mich aber um halb 9 Uhr aus dem Schlaf. Ich erreichte die Tür notdürftig in eine Überdecke gewickelt und dachte, dass zu dieser neuen Wohnung vielleicht doch ein Schlafmantel passen würde. Dann mit einem Glas Orangensaft wieder ins Bett zurück und in den Lichtungen gelesen. Sollte ich öfter machen, ein bisschen Literatur zum Frühstück lässt den Tag gleich ganz anders aussehen.
Kurz denke ich nach dem zweiten Aufstehen daran, mich gleich ans Zusammenstöpseln des Systems zu machen, kümmere mich dann aber doch noch um ein paar nötige Kleinigkeiten. Luxuseierspeis mit Mozzarella und Tomaten geluncht. Dazwischen ausführliche Freundschaftskommunikation.
Als ich die Kabelage angehe, stelle ich fest, dass das mitgelieferte Coax-Kabel zu kurz für das erwünschte Setup ist. Natürlich trotzdem alles mal „testhalber“ zusammengesteckt, funktioniert fast perfekt, nur lässt sich die Lautstärke des Beamers nicht mit der Fernsehbox-Fernbedienung steuern. Das hatte ich ohnehin befürchtet. Beim Nachmittagskaffee auf das entstandene Kabel- und Gerätegewirr geblickt und den Kauf eines längeren Kabels von „in ein paar Tagen“ auf „sofort“ vorgezogen, weil das nicht zum Anschauen ist.
Draußen ist es kalt und nebelig-feucht, die Stadt und ihre wenigen sichtbaren Bewohner wirken verloren und ratlos. Flieger ziehen im Minutentakt herein, die Landelichter schneiden durch den Nebel und lassen den Eindruck von fremden Raumschiffen entstehen. Erst in der Fußgängerzone etwas Betrieb. An der Ecke steht einer und leiert „Merci, Chérie“ auf seiner Drehorgel. Ich hatte daran gedacht, noch ein paar andere Besorgungen zu machen, will aber nach dieser unheimlichen Begegnung lieber sofort zurück ins Bett.
Im Elektro-Großmarkt hat sich vor dem Rückgabe- und Umtauschschalter eine lange Schlange gebildet, drinnen ist es eher ruhig. Nachdem ich meine Kabel gefunden habe, werfe ich einen Blick auf die Telefonecke, um erstmals das Galaxy Fold 3 in die Hand zu nehmen, das ich als Nachfolger für mein mittlerweile doch alterndes Note in Betracht gezogen habe. Gedanke verworfen: Das Öffnen und Schließen dieses Fons knirscht unerfreulich und lässt keine Hoffnungen auf lange Haltbarkeit aufkommen.
Auf dem Heimweg hätte ich gerne Fotos des Kontrasts zwischen feierlicher Beleuchtung und trister Nebelstimmung gemacht, aber das Fon verweigert mit dem Verweis auf niedrigen Akkustand. Ich sehe zu, dass ich schnell wieder heimkomme, was mir mit 10200 Schritten auch gelingt.
Die Neuverkabelung pünktlich zu den Nachrichten abgeschlossen.
Das Bier des Tages
Das Arrogant Bastard Ale von Stone Brewing (Untertitel: „hated by many, loved by few“) steigt beim Öffnen aus der Dose, und um eine Überschwemmung zu vermeiden, trinke ich den überquellenden Schaum ab. Erster Eindruck: Hopfen-Bitter wie ein Faustschlag, dunkel in Optik wie in Geschmack. In der Nase eher säuerlich, was sich auf der Zunge kaum wiederfindet. Der Hopfen bleibt holzhammerhart im Zentrum, an den Rändern angenehm dunkelrauchiges Malz, das aber gleich wieder von langanhaltender Bitterkeit überschwemmt wird. Passend mittelkräftige Kohlensäure. Mehr gibt es über dieses Bier nicht zu sagen, mehr braucht es aber auch nicht zum Hochgenuss. (Jetzt wäre es interessant, einen direkten Vergleich zu dem Störtebeker zu haben, das mit seiner Bitterkeit den Herrn Sufi seinerzeit in Berlin sehr glücklich gemacht hat. Aber ich weiß nicht einmal mehr, welche Sorte das war.)
Zu trinken auf einer windzausigen Hochebene, bevorzugt mit dem Blick auf ein weites Meer, das alte Leben im Rücken, das neue noch ungeträumt.
Nach der Abendjause ein paar Mal durch die jetzt vorhandenen 150 Sender geswitcht, wie viele Shopping-Kanäle gibt es eigentlich mittlerweile? Bei den Montags-Quizshows hängengeblieben; seit wann gibt es bei denen keine Winterpause mehr? Alles ändert sich. Auch bei mir; eine hoffnungsfrohe Chat-Anfrage nach meinen Weihachtskeksen muss ich bedauernd ablehnen, ich habe heuer kein einziges gebacken. Vielleicht mache ich einen Kuchen demnächst, aber der ist halt schwer zu verschicken.
Danach keine Spätnachrichten, sondern Gestrick auf der Spur des „Man in the High Castle“.