Heimweg, und ich stelle fest, dass die Reinprechtsdorfer Straße viel länger ist als sonst, in Richtung stadtauswärts, mitten in der Nacht. Vielleicht wundert mich ein bisschen, dass ich gar nicht auf die Idee komme, dort abzubiegen, wo ich die letzten 25 Jahre immer abgebogen bin, um nachhause zu kommen, mitten in der Nacht. Aber vielleicht ist meine Vorstadtseele auch nur irrtümlich dort gestrandet, wo ich 25 Jahre zu lange geblieben bin, und weiß es jetzt besser. Auch mitten in der Nacht.
Vielleicht ist es eine andere Stadt, die niemals schläft, aber auch Wien baut an seiner U-Bahn, mitten in der Nacht. Vielleicht macht es mich ein bisschen glücklich, dass da noch eine durchgehend geöffnete Tankstelle am Weg liegt, die mich daran erinnert, dass ich kein Frühstück zu Hause habe, und mir ermöglicht, zwei Semmerln zu kaufen, mitten in der Nacht.
Vielleicht war es heute schon frühabends mitten in der Nacht. Als der Regen den Spätnachmittag verdunkelte, und der Herr Sufi und ich in einem türkischen Wintergarten türkisch jausneten. Vielleicht hätte ich den Tag gern mit einem Gläschen Sekt gefeiert, den „Diealtewohnungistleer“-Tag, aber der Eistee war auch OK. Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen, dann gleich heimzugehen, aber vielleicht ist vernünftig einfach zu fad.
Vielleicht hätte es angemessenere Orte gegeben, um vom Tod von Charlie Watts zu erfahren, als eine tristfeuchte Bank im 14a. Kaum aber könnte ich mir einen angemesseren Ort für einen Rolling-Stones-Gedenk-Abend vorstellen, als das gemütliche Eck im Little Stage. Vielleicht ein bisschen viel Afghanistan und Tagespolitik in den Gesprächen für einen Tag wie diesen, besonders, als dann auch noch junges Gemüse auftaucht, aber vielleicht war es auch genau richtig so. Vielleicht hätte man den zweiten Whiskey nicht unbedingt bestellen müssen, mitten in der Nacht, aber andererseits, wie sonst hätte man diesen markanten Tag besser in Erinnerung behalten?