Aus Gewohnheit bin ich in den Bus eingestiegen, der zu der U-Bahn führt, die mich bis nächstes Jahr nicht mehr dort aussteigen lässt, wo ich aussteigen will. Dann halt ein samstäglicher Einkaufsbummel, ich denke drüber nach was ich brauchen könnte, mir fällt nicht viel ein. Die Einkaufsstraße wirkt selbst im strahlenden Sonnenlicht trist und staubig-verlassen. Mit Mühe zerre ich mich am Wollgeschäft vorbei, obwohl da doch so eine schöne Herbstgold-Wolle im Angebot ist, aber die Garnlade ist voll und meine Zeit wird auch immer weniger.
Gegenüber grüßt der zigarettenkringelige Herr von einer Hausmauer, „was soll nicht alles meine Sache sein!“, und ich fühle mich ihm sofort verwandt. Max Stirner, wie sich im Internet leicht herausfindet. Mehr Philosophie an die Wände! Und mehr Philosophie-Lektüre in mein Leben, aber ach, da war ja wieder die Sache mit der Zeit.
Weniger leicht zu finden ist sein empörter Wandnachbar, aber schließlich ergoogle ich Nestor Machno. Empört wird sich allerdings zurzeit eh schon genug, nur nicht über die wirklich empörenswerten Sachen. Aber lassen wir die Tagespolitik auf Twitter und Facebook.
In der Meidlinger Hauptstraße kaufe ich noch ein Brot in einer Bäckerei, an der ich sonst nicht vorbei komme, und zwei Stricknadeln für ein Projekt, von dem ich nicht sicher bin, ob ich es jetzt noch anfangen soll, weil es ein Winterprojekt ist und hier doch schon der Frühling winkt, aber andererseits… diese Wolle!