Knapp daneben (neben mir)

3. Januar 2022

Der Wecker klingelt nicht wie geplant, und so bricht nach dem Aufwachen erst einmal Hektik aus, um den gebuchten PCR-Test rechtzeitig zu erreichen. Duschen geht sich aus, Frühstück und Mundhygiene müssen wegen der „Zwei Stunden vorher nichts essen und nicht Zähneputzen“-Regel ausfallen. Ich hatte extra den Termin am Ende der Welt gebucht, weil das Internet behauptet hatte, dort gäbe es Abstrichtests, aber das erwies sich als falsch. Ich hatte nämlich Schwierigkeiten mit den Zu-Hause-Gurgeltests gehabt: Nach Ende der erwünschten 45 Sekunden gurgeln war einfach keine Flüssigkeit zum Ausspucken übrig geblieben. Vor Ort aber sah ich an den vor mir Gurgelnden, dass niemand 45 Sekunden durchgehend gurgelte, sondern mal eben ~10 Sekunden, dann die Flüssigkeit im Mund herumschieben, dann wieder 10 Sekunden. So konnte ich das auch; dazu hätte ich nicht nach Oberlaa fahren müssen. Andererseits wäre mir dann dieser sonnige Anblick entgangen.

Die U1-Endstation ist ein seltsames Labyrinth, zumindest wenn man auf die andere Seite will. Ich überlege nach dem Testen eine Schritte-Runde im Kurpark, beschließe aber, das auf einen weniger windigen Tag zu verlegen. Stattdessen steige ich beim „Alten Landgut“ aus, um auch die obere Favoritenstraße nach vielen Jahren wieder einmal zu begehen. Anders als der Fußgängerzonen-Abschnitt ist hier so richtig Vorstadt. Ich mag Vorstadt. mit ihren offiziellen und inoffiziellen Facetten und den halberblindeten Spiegelfenstern. Und mit ihren Elefanten.

Nach der Heimkehr mit 10041 Schritten und einem unterwegs erjagten Leberkässemmerl steht den weiteren Tagesaufgaben eine immense Müdigkeit im Weg. Ich schiebe das zuerst darauf, dass ich gute vier Stunden früher aufgestanden bin als in den letzten Tagen, dann fällt mir aber ein, dass der Frühstückskaffee ausgefallen ist. Als ich den endlich nachhole, geht es besser. Ich nehme es trotzdem halbwegs ruhig, vor dem 6.1. wird nicht gestresst.

Das Bier des Tages

Grand Terrestrial Rhapsody von den Flying Monkeys (Canada) ist ein Pineapple Double IPA. Ananas (die hier tatsächlich drinsteckt, es ist keine Hopfen-Fruchtigkeit) steigt dann auch gleich beim Öffnen intensiv in die Nase. Beim Antrunk wird der Fruchtgeschmack von der Hefe abgefangen, die mittig die Zunge okkupiert, während rundherum heller Hopfen und säuerliche Ananas kreisen. Ich bin an sich kein Fan von dominanten Hefenoten, hier geht das Konzept aber recht schön auf. Im Nachhall Hopfen und unsüße Ananas, angenehm aber recht schnell weg. Die lebendig kleinperlige Kohlensäure fügt eine Anmutung von Champagnergefühl hinzu.

Zu trinken kurz vor einer langen Reise, vor einer kleinen Bar in Sichtweite des Bahnhofs, von wo schon bald der Zug ins Unbekannte geht.

(Im Bild: Ein Gedicht von Ana Repelnik, manuskripte 233, von dem ich gestern dachte, dass ich es heute noch einmal ohne Müdigkeit lesen will. )


Bier-Übersicht

Abendessen kalt, köstliche Feiertagsfrühstücksreste.

Der Innenteil der Adventkalender-Decke ist fertig geworden. Die Umrandung muss warten, bis ein anderes Projekt vollendet ist.

2 Comments

  1. Die Adventkalender-Decke ist interessant: Gehe ich Recht in der Annahme, dass die stolzen Besitzer eines solchen Kalenders jeden Tag ein anderes Rechteck entfädeln müssen und dass dann jeder Stridckfaden ein Gedicht in Form eines binären Strich-Codes enthält?

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