18. Mai 2021

Kleine Bösartigkeiten

Image by von_Italz from Pixabay

Beim Schritt in den Hinterhof duftet es intensiv nach Grillhendl, und eine erstaunlich warme Sonne trocknet die Pfützen des Tages auf. Erstaunlich wohlfühliger Moment. Ich bin frisch getestet, nicht um gleich morgen die Lokale zu stürmen, sondern weil die nächsten Tage ein paar Dinge zu erledigen sind, bei denen nicht nur ich anwesend bin.

Der Schritt in den Hinterhof ist nötig, um schon wieder einen guten Kilo Werbemüll zu entsorgen. Der durchgeknallte Nachbar von zwei Stöcke weiter unten hat vor Wochen das „Bitte keine Werbung“-Schild von meinem Postfach abgekletzelt und auf seines gepickt, leicht erkennbar daran, dass es bei ihm eingerissen war und ein Stück Tixo brauchte, um überhaupt noch zu halten. Einige Tage später übte ich Rache, zupfte das Schild bei ihm ab und warf das nun völlig ruinierte Pickerl weg. Seither stopft er seine Werbung ungeniert in mein Postfach (einmal war ein übersehener Brief mit seinem Namen dabei), und ich tagträume regelmäßig zornerfüllt davon, ihn abzufangen und ihm zu sagen, was ich von ihm halte. Aber heute nicht, heute denke ich, dass nach mir vielleicht ein ebenso asozialer Zeitgenosse in meine bisherige Wohnung einzieht und der Postkrieg dann womöglich richtig eskaliert. Es ist ein boshaft zufriedener Gedanke, so viel kleinlich schlechten Willen kenn ich sonst gar nicht von mir.

Der Tag bis dahin arbeitsam, dennoch nicht so richtig produktiv. Das muss der Abend richten, der nebstbei noch ein Tellerchen Gravad Lachs zu bieten hat.

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