Wegen dringender anderer Pflichten (nein, ich meine nicht das Schweden-Spiel) konnte ich dieses Jahr nur wenige Texte und Bewertungen live in 3-sat miterleben – aber nach ausführlichem Nach-Hören und Nach-Schauen habe ich offenbar nicht allzuviel verpasst. Genau betrachtet hat sich dieser Literaturwettbewerb diesmal kräftig selbst vorgeführt. Das spricht jetzt nicht gegen den Siegertext von Frau Passig, den ich, hätte ich es nicht verpasst, in der Publikunmsabstimmung vermutlich auch gewählt hätte – es spricht gegen den Wettbewerb an sich. Wenn die Radisch in der Abschlussrede selbstbewusst verkündet “Ich glaube, der Bachmann-Preis ist erwachsen geworden” – dann möchte ich antworten: “Ja. Und genau das ist das Problem.” Der Wettbewerb ist auf langweilige Art erwachsen geworden, und zwar so sehr, dass ich gar keine Lust mehr habe, Text für Text mitzugehen.
Der schönste Moment des diesjährigen Bachmann-Preises war – leider – keine Lesung, sondern der Moment in der Diskussion über den allgemein verrissenen Text von Ina Strelow, in dem Burkhard Spinnen seine eigene Unsicherheit offenlegt und den “ursprünglichen” Geist des Bachmann-Preises beschwört. Beginnt ungefähr bei Minute 14:30 dieses Videos und mündet in eine Selbstreflexion der Jury, die man durchaus noch weitergeführt sehen möchte. Nunja. Ich zumindest. Wiederum “leider” spricht das aber auch nicht für den besprochenen Text – der ist, wie Frau Rakusa bemerkt, sprachlich wirklich “viel zu wenig radikal”.
Es war vielleicht nicht ganz so schlimm, wie die Zeit meint, aber definitiv kein Highlight. Wer’s detaillierter wissen möchte, ohne alle Texte zu lesen oder nachzuhören, der liest am besten in den Reisenotizen oder bei Liisa nach.